Bibelinterpretatorische Unterschiede zu anderen christlichen Religionsgemeinschaften stehen in meinen Gedanken, Beobachtungen und Notizen zu den Zeugen Jehovas zunächst nicht im Fokus meines Interesses, sie sind in kleinen Bruchteilen auf der Übersichts-Seite sowie weit umfassender an zahlreichen anderen Stellen im Internet zu finden, u.a. in sehr umfangreicher und erschöpfender Weise auf der Internetpräsenz der Zeugen Jehovas selbst.
Hier geht es bevorzugt um den Eindruck, den ich aus der Begegnung mit Zeugen Jehovas sowie aus der Lektüre bibelforscherischer Texte gewinne.
Rottenburg am Neckar, 24.09.2012 - Peter Liehr
Sowohl in Gesprächen und Gottesdiensten als auch in der Betrachtung bibelforscherischer Publikationen empfinde und erlebe ich den Glauben der Zeugen Jehovas als ein sehr leitplankengelenktes Christentum. Der Umstand, dass zahlreichen Texten für Groß und Klein in Fußnoten, Einschüben sowie auf im Internet herunterladbaren Arbeitsblättern sogleich eine Fülle didaktisch wohldurchdachter Lernkontroll-Fragen beigefügt sind, kann sehr unterstützend dabei helfen, auf das zu stoßen - oder eben gestoßen zu werden -, worauf es im entsprechenden Textabschnitt zentral geht - der Auffassung des Anbieters der Fragen zufolge. Decken sich die so entstehenden Frage-Antwort-Schulungen mit dem tatsächlichen Wissensbedürfnis der Leserin bzw. des Lesers, so ist diese Art aufbereiteter Texte gewiss sehr förderlich und hilfreich. Beanspruche ich jedoch mehr eigene gedankliche Entfaltungsautonomie, so fällt es zumindest mir schwer, solche Texte in hinreichend freiheitlicher Gemütshaltung zu lesen und die aus den Beifügungen hervorgehende Wahrnehmungslenkung bewusst zu ignorieren. Der Raum zum Selber-Denken kann mir auf diese Weise ebenso begrenzt vorkommen wie die Luft zum Atmen in einem Saal, dessen Fenster ich nicht weit aufstoßen kann und in dem mir die Luft der hauseigenen Klimaanlage bisweilen nicht frisch genug ist.
Rottenburg am Neckar, 24.09.2012 - Peter Liehr