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Städte- und Gemeindepartnerschaften chronologisch

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Kirchheim unter Teck / Rambouillet

Kirchheim unter Teck, Baden-Württemberg, Deutschland: Bürgerbusfahrt von Rambouillet nach Kirchheim vom 09. bis zum 12.06.2000. Rückschau auf die Fahrt, als Zeitungsartikel in abgeänderter Form am 21.06.2000 im Teckboten unter dem Titel Rambolitains auf Entdeckungsfahrt erschienen:

Rambolitains auf Entdeckungsfahrt im Remstal

Unter den Franzosen, die am Pfingstwochenende mit dem Bürgerbus aus der Partnerstadt Rambouillet nach Kirchheim kamen, fanden sich sowohl altbekannte Gesichter wie auch Neulinge. Nach einem geselligen Samstagabend bei schwäbischem Vesper stand am Pfingstsonntag keineswegs Kirchheim im Mittelpunkt des Interesses, sondern - Weinstadt-Strümpfelbach!

Kirchheim. Am Freitagabend wurden die ca. 40 Austauschteilnehmer nach langer Busfahrt von ihren Gastgebern empfangen. Der Samstag stand allen zur freien Verfügung, und während die einen sich beim Stadtbummel für den Kirchheimer Markt interessierten, zog es andere ins Umland, z.B. nach Urach. Ganz in ortsüblicher Manier stillte man am Abend Hunger und Durst: Zu volkstümlicher Musik wurde im Saal des Gemeindehauses der katholischen Kirchengemeinde St. Ulrich ein schwäbisches Vesper gereicht. Zugleich verschafften Rednerinnen und Redner beider Nationalitäten sich und den anderen einen kurzen Überblick über die französisch-deutschen Beziehungen allgemein, ebenso auch über den Stand der Dinge zwischen den beiden Partnerstädten. Besonderer Dank für die Bemühungen bei Vorbereitung und Durchführung erging an Jeanine Leproust (F) und Jörg Leiber (D). Tanz, bikultureller Humor und gemischtsprachige Gespräche führten den Abend zu einem harmonischen Ausklang. Zu den wenigen kritischen Stimmen gehörten die jüngeren Teilnehmer beider Nationalitäten, denen das Programm - trotz des allseitigen Lobes über die Jugendpräsenz - doch zu sehr auf ein "gesetztes Alter" ausgerichtet war. Sie nutzten jedoch die Gunst der Stunde und schmiedeten Pläne, das nächste Mal ein Parallellprogramm für Jugendliche anzubieten.

Pfingstsonntag, Ziegelwasen, zehn Uhr morgens: Abfahrt mit dem französischen Reisebus zu einer Tagesexkursion in Richtung Remstal. Ein "Vorgeschmäckle" auf die Tour hatte der am Vorabend gereichte Wein bereits geboten. Das Ziel war Weinstadt-Strümpfelbach, dieser von seinen großflächigen Weinbergen so sehr geprägte Ort. In der Besenwirtschaft "Ritterhof" gab es neben Wein ("der Gute vom Vorjahr"), Traubensaft und zünftiger Brotzeit Wissenswertes über die Geschichte des Strümpfelbacher Weinbaus und seine heutige Stellung zu erfahren. Auch danach wollte die Weinseligkeit gar kein Ende nehmen, es war aber auch etwas Ausdauer gefragt: Glücklicherweise war an diesem Tag Weinfest, und das sah so aus: Hoch oben in den Weinbergen waren in gebührendem Abstand Probierstände an kleinen Häuschen aufgestellt, die der Rebsorte entsprechend Dornfelder-, Kerner-, Lemberger-, Riesling- oder Trollinger-Häusle hießen und neben einigen Höhenmetern jeweils fast einen Kilometer oder weiter voneinander entfernt lagen. Ein traktorbasiertes, dem historischen "Adler" nachempfundenes Zügle ersparte dabei nicht allen den Muskelkater, seine Kapazität war schnell erschöpft. Die Zeit verging im Fluge. Am späteren Nachmittag fand man im Ortsinneren in einem großen privaten Garten wieder zusammen, "beäugt" von allerlei Bronzeskulpturen, die auch Gegenstand des eigenen Interesses waren. Ulrich Nuss und vormals sein Vater Fritz haben diese Welt geschaffen, eine räumliche Szenerie, in der unzählige Menschen verschiedener Gestalt und beiderlei Geschlechts verharren, "eingefroren" zumeist in frappierend natürlichen Posen, teils auch stilisiert und abstrakt. Auf Französisch und Deutsch führte der Künstler durch die weiteren Ausstellungsflächen in Innenräumen sowie durch sein Atelier, insbesondere erklärte er den aufwendigen, mehrstufigen Entstehungsprozess einer Bronzefigur.

Nach einem weiteren Abend zusammen mit den Gastfamilien stand für die Franzosen am Pfingstmontag um zehn Uhr morgens schon wieder die Abfahrt an. Aber sie werden wiederkommen, der herzliche Abschied ließ daran ebenso wenig Zweifel wie am nächsten Gegenbesuch der Kirchheimer. Mit einer Ehrenrunde verabschiedete sich der französische Bus in Richtung Heimat.

Links:

  • In der Liste der Museen im Rems-Murr-Kreis findet sich unter Weinstadt-Strümpfelbach der Eintrag des Museum Nuss (Anschrift, Öffnungszeiten, Eintritt), einer kunstsammlerischen Einrichtung von Ulrich Nuss, die allerdings nicht vom Rambolitainer Bürgerbus besucht wurde.

Kirchheim unter Teck / Tübingen, Juni 2000 - Peter Liehr

Bürgerbus-Besuch Rambouillet - Kirchheim, Fr, 09. - Mo, 12.06.2000

Kritik und Verbesserungsvorschläge

Was den jüngeren Teilnehmerinnen (...wo blieben die Teilnehmer?) beider Nationalitäten nicht uneingeschränkt gefiel, war, dass das Programm - trotz des allseitigen Lobes über die starke Jugendpräsenz - doch auf ein eher "gesetztes Alter" ausgerichtet war, dem die meisten Teilnehmer/innen freilich auch angehörten. "Die kommen ja eh´ auch immer wieder", kam mir zu Ohr. Sollen sie auch, «soyez bienvenu», da waren wir uns einig. Die starke jugendliche Minderheit kam derweil zu dem Fazit, dass die Geschmäcker der verschiedenen Generationen sicherlich nicht uneingeschränkt vereinbar sind, kurz: dass man das nächste Mal ein

Parallellprogramm für Jugendliche

wird anbieten müssen. Gelegenheit dazu hätte es auch diesmal schon gegeben. So hatte der Saal, in dem am Samstagabend, 10. Juni 2000 das gemütliche Zusammensein stattfand, einen Nebenraum, der für ein begleitendes Jugendprogramm sehr geeignet gewesen wäre. Auch Ideen und Gedankenanstöße gab es zuhauf, an der Bereitschaft der Jugendlichen, tatkräftig dabei mitzuwirken, besteht gleichermaßen eher wenig Zweifel. Da die Schule aber auch Zeit beansprucht (in zahlreichen Fällen mehr als eine Berufstätigkeit im Angestelltenverhältnis), ist die Kooperationsbereitschaft und der Wille der Älteren gefordert, sich in die Jüngeren hineinzuversetzen. Die Forderung an die Jugend hingegen lautet:

  • Haltet Euch nicht zurück. Mischt Euch ein!
  • Macht z.B. den französischen Stammtisch zu einem Diskussionsforum für künftige Veranstaltungsangebote.
  • Kommt zu den Partnerschaftssitzungen. Wenn Ihr dort präsent seid, dann werdet Ihr gehört (hoffe ich).
  • Teilt mit, was Ihr selber beitragen könnt.
  • Sucht Euch unter den übrigen Frankreichliebhabern Kooperationspartner, wenn Ihr ´ne Idee habt und was auf die Beine stellen wollt.

Auf diese Weise können wir vielleicht erreichen, dass künftig noch wesentlich mehr junge Rambolitainer/innen den Bürgerbus nach Kirchheim nehmen, nach ihrer Rückkehr positive "Mund-zu-Mund-Propaganda" betreiben und letztlich bei sich zu Hause für eine ähnlichen Belebung des Jugendaustausches sorgen, in diesem Falle für die jungen Leute, die mit dem Bürgerbus aus Kirchheim kommen. Also letztlich für uns.

Einige spontane Vorschläge der anwesenden Jugendlichen möchte ich hier aufführen:

  • Nicht nur die im Austausch aktiven Jugendlichen einbeziehen, sondern auch die junge Bevölkerung auf der Straße ansprechen. Informationsstände in der Fußgängerzone einrichten. Werbung an den Schulen machen.
  • Anstoß für ähnliche Aktivitäten in Rambouillet geben.
  • Evtl. mit der "Bürgerbus-Jugend" eigene Projekte in Rambouillet durchführen.
  • Altersgemäße Musik anbieten: Eine lokale Band und ein DJ wurden genannt, ebenso kam der Vorschlag, selbst Musik mitzubringen und die deutsche Popkultur von heute und während der letzten 10-15 Jahre den Franzosen etwas näher zu bringen. Da gibt´s sicher interessante Möglichkeiten, zu diskutieren und Vergleiche mit der französischen Musik anzustellen. Auch den Deutschen fällt oft erst bei genauerem Hinhören so einiges auf, worauf sie bislang gar nicht so recht geachtet haben.
  • Die Ideen für Aktivitäten draußen (Freibad, Waldlehrpfad, Joggen) fielen wohl deshalb noch etwas mager aus, weil unser Gespräch mit diesen Verbesserungsvorschlägen eben nicht tagsüber unter freiem Himmel stattfand, sondern während des geselligen Abends im Gemeindehaus von St. Ulrich bei Tanz und Akkordeonmusik.

Weitere Ideen werden sicherlich mit der Zeit auftauchen, vielleicht ja auch bei der table française. Wenn ihr welche habt, bringt sie mit. Wir freuen uns drauf.

2000 - Peter Liehr (... indirekt auch auf dem Mist gewachsen der anderen anwesenden Jugendlichen, ihnen ein freundlich grinsendes «Merci!».)

Aus den Table-française-Seiten

  • Die Bürgerbus-Fahrt von Rambouillet nach Kirchheim vom 09. bis zum 12.06.2000, um die es schon beim vergangenen Treffen ging, liegt jetzt unmittelbar hinter uns, und es gab ein paar Kritikpunkte gerade auch unter den jüngeren Teilnehmerinnen. Sowohl von den Gästen aus Frankreich als auch von den Kindern der Gastgeberfamilien oder anderen jungen Leuten, die gerne mitmischen - und lieber noch mehr mitmischen würden.
  • Alle, die demnächst Urlaub im französischsprachigen Raum machen oder bereits gemacht haben, sind herzlich eingeladen, über die Reiseziele ihrer Wahl oder Erlebnisse aus der Vergangenheit zu plaudern. Bringt Eure Anekdoten, Bilder und Geschichten zum Stammtisch mit!
  • Thema Städtepartnerschaft: "Wie beteiligt man die Jugend?" Sonntag, 11.06.2000, Kirchheim, Gemeindezentrum St. Ullrich. Das Fest zum Abschluss der Bürgerbusfahrt von Rambouillet nach Kirchheim ist bereits seit längerem im Gange und neigt sich langsam dem Ende zu. Das Programm, beschwingter Tanz zu traditioneller Akkordeonmusik, ist eher auf ein Publikum "gesetzten Alters" zugeschnitten und will den anwesenden Jugendlichen - allesamt Mädchen, viele sind nicht mehr da (insgesamt beteiligen sich dieses Jahr aber durchaus einige beim Bürgerbus) - nicht recht gefallen. Diejenigen, die noch dageblieben sind (manche, weil sie nicht wegkönnen ohne Eltern bzw. Gastgeberfamilien), spreche ich an und sammle Tipps, um künftig beim Partnerschaftsaustausch - also auch beim Bürgerbus - die Jugendlichen besser einzubeziehen. Repräsentativ sind die Antworten sicher nicht bei knapp einem halben Dutzend Jugendlicher, aber ich fürchte, wenn wir nicht einmal auf die hören, dann kommt von ihnen in Zukunft vielleicht keine mehr. Und wenn einer Städtepartnerschaft etwas nicht bekommt, dann ist es Überalterung. Hier ihre spontanen Vorschläge:
    • Nicht nur die im Austausch aktiven Jugendlichen einbeziehen, sondern auch die "junge Bevölkerung auf der Straße" ansprechen. Informationsstände in der Fußgängerzone einrichten. Werbung an den Schulen machen.
    • Anstoß für ähnliche Aktivitäten in Rambouillet geben. Evtl. mit der "Bürgerbusjugend" eigene Projekte in Rambouillet durchführen.
    • Ja, parallele Angebote für die Jüngeren machen. Zum Beispiel Gemeinsam ins Freibad gehen...
    • ...oder auf den Waldlehrpfad, joggen. (Der Vorschlag überrascht mich etwas. Aber wenn die Gäste da auch Bock drauf haben...)
    • Musik-Möglichkeiten:
      • Eine lokale Band wird vorgeschlagen. Sie spielt Neue Deutsche Welle und anderes und bezieht das Publikum stark ein, sagt man mir.
      • Einen DJ - hier gibt's ebenfalls 'nen Vorschlag von den anwesenden Mädels - könnten wir engagieren.
      • Selber Musik mitbringen wär' auch noch 'ne Idee. Die deutsche Popkultur der letzten zehn-fünfzehn Jahre den Franzosen etwas näher bringen... Pourquoi pas?
    • Was jedenfalls unbedingt geboten werden sollte, ist ein Parallelprogramm für die Jugendlichen.
  • Nochmal ausführlich zur Kritik an Fest und Bürgerbus und zu den Schlussfolgerungen: Was den jüngeren Teilnehmerinnen (...wo bleiben die Teilnehmer?) beider Nationalitäten nicht uneingeschränkt gefällt: dass das Programm – trotz des allseitigen Lobes über die starke Jugendpräsenz – doch eher ein höheres Alter anspricht, dem die meisten Teilnehmer/innen freilich auch angehören. "Die kommen ja eh' auch immer wieder", kommt mir zu Ohr. Sollen sie auch, soyez bienvenu, da sind wir uns einig. Die "starke jugendliche Minderheit" kommt derweil zu dem Fazit, dass die Geschmäcker der verschiedenen Generationen sicherlich nicht uneingeschränkt vereinbar sind, kurz: dass man das nächste Mal ein Parallellprogramm wird anbieten müssen. Gelegenheit dazu hätte es gegeben. So hat der Saal, in dem das gemütliche Zusammensein stattfindet, einen Nebenraum, der für ein begleitendes Jugendprogramm sehr geeignet gewesen wäre. Auch Ideen und Gedankenanstöße gibt es zuhauf, und an der Bereitschaft der Jugendlichen, tatkräftig dabei mitzuwirken, besteht gleichermaßen eher wenig Zweifel. Da die Schule aber auch Zeit beansprucht (in zahlreichen Fällen mehr als eine Berufstätigkeit im Angestelltenverhältnis), ist die Kooperationsbereitschaft und der Wille der "Älteren" gefordert, sich in die Jüngeren hineinzuversetzen. Die Forderung an die Jugend hingegen lautet:
    • Haltet Euch nicht zurück. Mischt Euch ein!
    • Macht z.B. den französischen Stammtisch zu einem Diskussionsforum für künftige Veranstaltungsangebote.
    • Kommt zu den Partnerschaftssitzungen. Wenn Ihr dort präsent seid, dann werdet Ihr gehört (hoffe ich).
    • Teilt mit, was Ihr selber beitragen könnt.
    • Sucht Euch unter den übrigen Frankreichliebhabern Kooperationspartner, wenn Ihr ‘ne Idee habt und was auf die Beine stellen wollt.
  • Auf diese Weise können wir vielleicht erreichen, dass künftig noch wesentlich mehr junge Rambolitains den Bürgerbus nach Kirchheim nehmen, nach ihrer Rückkehr positive "Mund-zu-Mund-Propaganda" betreiben und letztlich bei sich zu Hause für eine ähnlichen Belebung des Jugendaustausches sorgen. In diesem Falle dann für die jungen Leute, die mit dem Bürgerbus aus Kirchheim kommen. Also letztlich für uns.
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