Als ich mir am 16.03.2006 die Seite www.vatican.va eingehender betrachte, finde ich es zunächst einmal bemerkenswert und nicht wenig kurios, dass im Quelltext der Startseite unter den dort auffindbaren 259 Stichworteintragungen für Suchmaschinen (<meta http-equiv="keywords" content="...">) der Begriff "protestant church" vorkommt. Des Weiteren überrascht es mich, dass er noch ein gutes Stück vor dem Begriff "catholic church" auftaucht. In den italienischen Suchbegriffseinträgen, die weit hinter den englischen folgen, verhält es sich mit "chiesa protestante" und "chiesa cattolica" gleichermaßen.
Fänden sich derlei "protestantische" Eintragungen ausschließlich auf Teilseiten, in denen
so würde mir die Begriffsverwendung sogleich einleuchten. Im vorliegenden Falle wirkt sie auf mich eher analog zum vor mehreren Jahren im Wirtschaftsumfeld nicht selten bemängelten Umstand, dass Markenartikel-Hersteller die Namen von Konkurrenzunternehmen in ihre Suchbegriffslisten mit aufnahmen, um so gezielt auf die Konkurrenz gerichtetes Kundeninteresse zum eigenen Angebot umzuleiten.
Nicht zuletzt durch derlei "Nutzung" wurden die Begriffslisten für Suchmaschinen immer wertloser, weshalb der vorliegende "protestantische Eintrag" dem Vatikan sicherlich kaum etwas Nennenswertes bringen dürfte und somit eigentlich vernachlässigt werden kann. Auch denke ich bei den verschiedenen Erscheinungsformen des Christentums nicht primär in der Kategorie "Konkurrenzunternehmen" und ich hoffe, dass sich das im Vatikan ebenso verhält - eine Hoffnung, in der mich die in ihrer Offenheit und Toleranz erfrischend weit gehende Enzyklika Nostra Aetate bestärkt, in der Papst Paul VI 1965 das Verhältnis zu nichtchristlichen Religionen behandelte und deren religiösem Wert Würdigung entgegenbrachte. Der Fund der "im Quelltext versteckten Protestanten" scheint mir aber dennoch einen Hinweis wert zu sein. Vielleicht ist der Eintrag ja ebenfalls als würdigende Geste gemeint. :-)
Tübingen-Bühl, 16.03.2006 - Peter Liehr