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Computer

Geschichte

Wie war das früher? - Gedanken und Erinnerungen

Wie sehr das eigenartige, nicht selten eigenwillige Gerät namens Computer unser Leben verändert hat, fällt jedem auf, der alt genug ist, Computer noch nicht als vollkommen selbstverständlich zu betrachten, und der folglich in Erinnerungen schwelgen kann. Obwohl ich selbst "Brotkiste" und Atari völlig sowie Amiga weitgehend verpasste, also niemals "Freak", sondern lange Zeit eher Computer-Skeptiker war und mir erst 1998 einen Pentium-I-Laptop mit 150 MHz Taktfrequenz und den Betriebssystemen Windows 95 und SuSE Linux 5.1 für den Gegenwert eines zuvor verkauften Tandems erstand, kann ich doch ein paar frühe Erinnerungen wachrufen.

Das Wort "Festplatte" kam mir persönlich erstmals in einem Gespräch zu Ohren, das ich am Rande der Vorbereitungsstunden zu meiner Firmung belauschte. Worum es sich bei dieser seltsamen, den Parlierenden zufolge noch äußerst ungewöhnlichen, luxuriösen Zusatzkomponente eines Computers handeln könnte, war mir vollkommen schleierhaft. Zunächst dachte ich noch gar nicht an etwas Eingebautes, sondern vielmehr an beschichtetes Sperrholz, an einen auf Computerarbeit mittels irgendeiner festen Platte besonders gut ausgelegten Büroarbeitstisch. Den - zugegeben etwas blödsinnigen - Gedanken an solcherlei "Hardware" verwarf ich rasch wieder, denn so hochachtungsvoll hätten die von mir Belauschten wohl nicht einmal über Designermöbel höchster Preis- und Güteklasse geredet.

In weit früheren Kinderjahren, als mir aus aufgeschnappten Schwarzweißabbildungen und elterlichen Beschreibungen Computer als übermannsgroße Kästen, die rechnen können, bekannt waren und ich außerdem erfahren hatte, dass der Vater meiner Grundschulfreundin in der Computerindustrie tätig war, wusste mir ein deutscher Schlager mitzuteilen, "Es ist alles in Butter / an dem Computer / an dem Computer!" (Für mögliche Missverständnisse der Liedzeilen möge mich mein junges Alter entschuldigen.) Sehr erhellend war das nicht, aber es suggerierte mir doch wenigstens, dass ein Computer sich dazu eignen könnte, das Leben leichter zu machen. Was für ein Irrtum! (Heute pflegt meine Freundin das, was ich damit meine, etwas diplomatischer auszudrücken: "Mit dem Computer geht alles schneller. Es dauert nur länger.")

Meiner Erinnerung nach kamen kurz nach jener Zeit die ersten EAN-Codes auf Getränkekartons auf, und irgendwann - vermutlich auf neugieriges Nachfragen - bekam ich über meine Mutter mit, dass es in Zukunft einmal Registrierkassen geben könnte, die diese Striche würden entziffern und daraus Preise ermitteln können. Richtig glauben konnten das damals aber weder meine Mutter noch ich, und es dauerte noch viele Jahre, bis ich eine solche Registrierkasse erstmals zu Gesicht bekommen sollte.

Worüber die damals hingegen durchaus bekannten, überall neu auftauchenden Computerkassen zum manuellen Eintippen jedoch verfügten, waren zwei verschiedene, kurze, aber sehr durchdringende Pieptöne, die ich Jahre später, als die meisten dieser Kassen längst schon wieder verschwunden waren, als typische Computergeräusche einzuschätzen lernte. Der eine Piepston war hell und ertönte bei jeder Zifferneingabe, der andere, eher dunkle Ton beim Drücken der Additions- und der Summentaste. Die damalige Supermarkt-Geräuschwelt hat sich tief in meine Erinnerung eingegraben, und das ineinander verschwimmende Durcheinander-Piepsen einer Reihe von zwanzig Kassen im Großmarkt hätte sicherlich als dankenswertes Objekt einer Tonaufnahme für ein Archiv von Geräuschen vergangener Tage dienen können.

Interessant sind vielfach die Namen der "Wundermaschine Computer" in unterschiedlichen Sprachen. Während Analogbegriffe zum Wort "Rechner" häufig anzutreffen sind, gibt es bisweilen auch so schöne Bezeichnungen wie "Wissenszähler" (Bilgisayar) im Türkischen.

Rottenburg am Neckar / Tübingen-Bühl / Tübingen, 09.11.2005 - Peter Liehr

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