Jugendsprache unterliegt großem Wandel, da jede heranwachsende Generation unter dem Einfluss der für sie heranwachsensprägenden Zeit- und Trend-Erscheinungen ihre eigenen Begriffe bildet, die oft rasch wieder verschwinden, in einigen Fällen aber auch in den allgemeinen Sprachgebrauch übergehen, dann aber nicht mehr als Jugend-, sondern als Standardsprache Bekanntheit haben. Die Aktualität von Jugendsprach-Wörterbüchern ist demzufolge meistens von äußerst kurzer Dauer.
Affirmation ·· Negation Deutsch - Englisch ·· Deutsch - Englisch du darfst - you may ·· du darfst nicht - ↓↑you must not du musst - you must ·· du musst (brauchst) nicht - ↑↓you may / need not
Achtung: Diese Gegenüberstellung mit dem Englischen stellt den Verwendungs-Gegensatz nur grob-plastisch als Merkhilfe dar, vernachlässigt dabei jedoch Nuancierungen und Bedeutungs-Differenzierungen.
Die deutsche Sprache wird zunehmend von Anglizismen durchsetzt. Entgegen verbreiteten Auffassungen liegt darin aber keine unmittelbare Gefahr für unsere Sprache. Das Deutsche hat immer schon Begriffe aus umliegenden ("Trottoir") wie fernen ("Tabu") Ländern übernommen und darunter nicht gelitten, sondern die Begriffe fest in den Alltagsgebrauch eingebunden, also eingedeutscht. Problematisch wird es dort, wo zwar vordergründig deutsch gesprochen wird, zugleich aber im Hintergrund das sprachliche Denken, die verwendeten grammatischen Strukturen zunehmend fremdsprachig dominiert sind. Ebenso gefährdet die Zunahme der Verwendung des Englischen als a) Publikationssprache in der Wissenschaft und b) Konzernsprache in der Wirtschaft Teilbereiche des Deutschen, das so möglicherweise in die Rolle einer Wohnzimmer- und Feierabend-Sprache verdrängt werden könnte. All dies kann dazu führen, dass es in zehn bis 20 Jahren schwierig wird, Deutsch zu bestimmten Themen zu verwenden. Vorkehrungen gegen solche Entwicklungen lassen sich meiner Ansicht nach keinesfalls - wie es etwa in Frankreich versucht wird - von einer Behörde (Académie française) regeln, man sollte vielmehr ein Bewusstsein schaffen, dass unsere Kultur zu wichtigen Teilen auch auf unserer Sprache beruht und es sich lohnt, sie zu pflegen und weiter zu entwickeln, im In- wie im Ausland. [Quellen und Denkanregungen: Radio-Interview mit Gerhard Stickel, Leiter des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim (Radio SWR 2, Aktuelle Kultur, 07.09.2001, ca. 12.50 Uhr); persönliches Gespräch mit Dr. Rolf Ködderitzsch, Keltologe an der Universität Bonn.]
Tübingen, 07.09.2001 - Peter Liehr
Häufig werden Anglizismen verwendet, um die deutsche Sprache cool wirken zu lassen. Richtig: Cool (auf "gut deutsch"), mit all dem, was das implizieren mag. Ein besonders bemerkenswerter Fall kommt mir am 07.08.2001 in einem Jingle (jaja) für eine Nachtsendung von Radio Antenne Bayern unter: "Je später der Abend, desto dance die Party!" Wow, das ist mal 'ne gehaltvolle Aussage. Wie wär's denn dann mit sowas: "Je blöder die Kuh, desto splash der Fladen?" Alte Bauern- und Party-Weisheit...?
Tübingen, 07.08.2001; Tübingen-Bühl, 22.12.2005 - Peter Liehr
Am 27.06.2002 gibt die Tübinger Tageszeitung, das Schwäbische Tagblatt, die Inhaltszusammenfassung eines Gespräches mit Walter Krämer, Wirtschaftswissenschaftler aus Dortmund und Gründer des Vereins Deutsche Sprache (VDS), wieder. "Wir wehren uns dagegen, dass die Sprache Goethes und Schillers zu einem karibischen Pidgin-Dialekt verkommt", spitzt er einerseits zu, distanziert sich andererseits jedoch von einem Purismus à la française. Der 1997 zu siebt gegründete Verein habe mittlerweile 13 000 Mitlieder und küre jedes Jahr einen "Sprachpanscher", letztes Jahr zum Beispiel einen Bestattungsunternehmer, der eine Ausbildung zum Funeralmaster anbot. [Quelle: Schwäbisches Tagblatt, 27.06.2002, Artikel: "Verein gegen Denglisch"] Über die Notwendigkeit eines solchen Vereines lässt sich sicher trefflich streiten, eine strikte Ausmerzung von Anglizismen befürworte ich keineswegs, dazu verwende ich sie selbst zu oft. Durchaus angetan bin ich jedoch von der Kür der bizarrsten und unnötigsten Anglizismen, dieser - "anglizistisch" gesprochen - Freakshow seltsamer Begrifflichkeiten.
Tübingen, 27.06.2002 - Peter Liehr