"Sehr geehrter Herr Liehr, wäre es nicht toll, wenn Sie den Sommer genießen könnten, während Ihr Geld für Sie arbeitet? Ohne dass Sie sich darum kümmern müssen? Genau das können Sie!"
Wie sehr haben wir uns doch an solche oder ähnliche Sätze gewöhnt, mit denen uns die Kreditinstitute unserer Wahl (und bisweilen unseres Vertrauens, denn das impliziert der Begriff "Kredit" ja letztlich) in zahlreichen Rundschreiben, Werbebriefen und Anlage-Angeboten eine liebe lange west- und später gesamtdeutsche Nachkriegszeit hindurch (oder zumindest große Zeitabschnitte davon) suggerierten, Geld könne arbeiten.
Schluss mit diesem Glauben an das "arbeitende Geld" war bei vielen erst mit der im September 2008 in ihre ernste Phase eingetretenen Weltfinanzkrise. Vielfach wurde uns nun bewusst,
Ein paar wenige Kreditinstitute, die uns nicht verschleiern, was wo und wie mit unserem Geld so geschieht, gibt es jedoch auch. Die bieten oft weniger, aber faireren Zins als diejenigen mit den Lockangeboten, bei denen auch ich investiert hatte und von deren einer ich das - austauschbare, im vorliegenden Fall aus dem Jahr 2007 stammende - Schreiben mit dem schönen Satz vom Sommergenuss bei arbeitendem Geld erhielt.
Auch bei solch transparenteren Banken kann man Geld anlegen, "ohne dass Sie sich darum kümmern müssen". Im Unterschied zu vielen anderen darf man aber. Man darf sich darum kümmern, was mit seinem Geld geschieht. Man erhält Rechenschaft darüber und darf mitentscheiden und daran mitwirken, wo es wem zu welchen Bedingungen zugute kommt.
Lockagebote finden sich in diesem Sektor seltener als anderswo. Und wenn, dann setzen sie eher beim Gewissen als bei der Gier ihre Hebel an. Ob überhaupt und wo man sich in dieser Hinsicht beeinflussen lassen mag, ist individuelle Einzelentscheidung. Eine Einladung und damit ebenfalls eine Einflussnahme, über die genannten Zusammenhänge etwas tiefer nachzudenken, wollen allerdings auch die Zeilen, die Sie gerade lesen, durchaus sein.
Tübingen-Bühl, 16.09.2009 - Peter Liehr