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Kann Geld arbeiten?

"Sehr geehrter Herr Liehr, wäre es nicht toll, wenn Sie den Sommer genießen könnten, während Ihr Geld für Sie arbeitet? Ohne dass Sie sich darum kümmern müssen? Genau das können Sie!"

Wie sehr haben wir uns doch an solche oder ähnliche Sätze gewöhnt, mit denen uns die Kreditinstitute unserer Wahl (und bisweilen unseres Vertrauens, denn das impliziert der Begriff "Kredit" ja letztlich) in zahlreichen Rundschreiben, Werbebriefen und Anlage-Angeboten eine liebe lange west- und später gesamtdeutsche Nachkriegszeit hindurch (oder zumindest große Zeitabschnitte davon) suggerierten, Geld könne arbeiten.

Schluss mit diesem Glauben an das "arbeitende Geld" war bei vielen erst mit der im September 2008 in ihre ernste Phase eingetretenen Weltfinanzkrise. Vielfach wurde uns nun bewusst,

  • dass Geld nicht arbeitet, sondern sich, wenn entsprechend angelegt, durch Zins oder Zinseszins vermehren kann. Nun, das ist banal, das wussten wir immer schon, aber in irgendeiner Ecke des Unterbewusstseins glaubten wir eben doch an das "arbeitende Geld". So ist das oft mit Sätzen, die man tausende Male hört und liest. Irgendwann beginnt man, sie für richtig zu halten. "Wird schon stimmen" - oder so ähnlich.
  • dass Geld sich nicht von sich aus "automatisch" vermehrt, sondern dass für Zinserträge, die wir erzielen, irgendwo auf der Welt, ganz nah oder ganz fern, irgendjemand draufzahlt, und zwar umso mehr, je größer unser Zins uns den Fleiß unseres "arbeitenden Geldes" erscheinen lässt. (Ganz nebenbei entpuppte sich allzu "fleißiges Geld" nunmehr oft als ziemlich riskant. Die Schultern der die Gewinne Erzielenden hatten offenbar doch Belastungsgrenzen.)
  • dass wir vor letzterem Faktum, das uns eigentlich ebenfalls klar ist, lieber unsere Augen verschlossen und an "arbeitendes Geld" glaubten, weil es so herrlich einfach war. Die Banken, zumeist großartige Anonymisierungsapparate, erleichterten und erleichtern uns das nach Kräften. Mit dem Vertrauen, das wir der Bank entgegenbringen, geben wir dort bei einer Geldanlage auch die Verantwortung darüber ab, was mit unserem Geld passiert.

Ein paar wenige Kreditinstitute, die uns nicht verschleiern, was wo und wie mit unserem Geld so geschieht, gibt es jedoch auch. Die bieten oft weniger, aber faireren Zins als diejenigen mit den Lockangeboten, bei denen auch ich investiert hatte und von deren einer ich das - austauschbare, im vorliegenden Fall aus dem Jahr 2007 stammende - Schreiben mit dem schönen Satz vom Sommergenuss bei arbeitendem Geld erhielt.

Auch bei solch transparenteren Banken kann man Geld anlegen, "ohne dass Sie sich darum kümmern müssen". Im Unterschied zu vielen anderen darf man aber. Man darf sich darum kümmern, was mit seinem Geld geschieht. Man erhält Rechenschaft darüber und darf mitentscheiden und daran mitwirken, wo es wem zu welchen Bedingungen zugute kommt.

Lockagebote finden sich in diesem Sektor seltener als anderswo. Und wenn, dann setzen sie eher beim Gewissen als bei der Gier ihre Hebel an. Ob überhaupt und wo man sich in dieser Hinsicht beeinflussen lassen mag, ist individuelle Einzelentscheidung. Eine Einladung und damit ebenfalls eine Einflussnahme, über die genannten Zusammenhänge etwas tiefer nachzudenken, wollen allerdings auch die Zeilen, die Sie gerade lesen, durchaus sein.

Tübingen-Bühl, 16.09.2009 - Peter Liehr

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  • Siehe auch: Nachhaltige Börsengeschäfte
  • Achtung: Vorteils-Schwerpunkt bei vertretbaren Anlagezielen, zugleich nach wie vor dem herkömmlichen kumulativen und Zinseszins-äquivalenten Ertragsprinzip folgend.
  • Beispiel zur Schärfung des Risikobewusstseins: Prokon bewarb bundesweit Investition in Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energie, an denen man sich durch den Erwerb von Genussrechten beteiligen konnte. Das eigentlich überzeugend wirkende Konzept ging nicht auf, Prokon meldete 2014 Insolvenz an, was zu großen Einlagenverlusten führte.

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