Fastnachtstreffen - Helau! [Ihr müsst Euch jetzt alle als Franzosen verkleiden, sonst lassen wir Euch nicht rein! :-) ]
Hmm, nein, es gibt auch ein paar ernstere Sachen, die ich nicht verschweigen will. Am 26.02.2003 tagte der Partnerschaftsausschuss der Städtepartnerschaft Kirchheim-Rambouillet. Zentrales Thema war die Vorbereitung der Jubiläumsfeier zum 35-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft (01.-04.05.2003). Zum Schluss wurde jedoch auch Kritik an den Rahmenbedingungen der Table française laut. Genau: Laut sei es im Café Extrablatt, zu laut für die, die sich beim Sprechen konzentrieren müssen und noch nicht fließend genug sprechen und verstehen, um auch unter "erschwerten Bedingungen" mitzukommen. Auch der Rauch verhindere die Teilnahme einiger, die eigentlich gerne kämen. Zwar ist ein Treffen wie unseres immer auch ein Kompromiss, bei dem man nie alle vollständig zufrieden stellen kann, aber ich denke, die Kritik sollten wir ernst nehmen und versuchen, den momentan Ausgeschlossenen das Kommen wieder zu erleichtern. Ideen und Vorschläge könnt ihr mir zukommen lassen. Früh kann ich heute nicht kommen, aber auf den Weg mache ich mich schon deshalb, um diesem Interessenkonflikt nachzugehen und das Thema in die Runde einzubringen. Wir Anwesenden kommen dabei mit folgenden Beobachtungen überein:
Zum einen: Kritikerinnen und Kritiker haben durchaus Recht: Es ist zunächst ohnehin nicht leicht, als deutscher Französischlerner frei drauf los zu reden. Und in einer Kneipe bzw. einem Café wird einem das durch die Rahmenumstände sicher auch nicht leichter gemacht. Obwohl: Manchmal schon: Ich war immer sehr angetan davon, wenn Sébastien mit seinem Petit Larousse (französisches Lexikon) unterm Arm hereinkam, um wiederum anderen damit "unter die Arme zu greifen". Offenheit und Hilfsbereitschaft herrscht denjenigen gegenüber, denen das Französische noch nicht so leicht von den Lippen geht, auf jeden Fall.
Zum anderen: Die Table française hat sich über die drei Jahre ihres Bestehens zu dem entwickelt, was sie ist. Und sie wird als solche geschätzt.
Die Atmosphäre des Café Extrablatt können wir nicht auf den Kopf stellen. Und die große Mehrheit der Anwesenden will das auch nicht. Denn "das Extrablatt" ist der Ort, wo sich viele von uns - gerade auch diejenigen aus Frankreich - wohl fühlen, kann man doch durchaus sagen, dass hier so etwas wie Caféhausatmosphäre à la française herrscht. Rauch und Hintergrundmusik sind da - zu der einen Freude, zu der anderen Leid - nicht wirklich davon zu trennen.
Wobei ich mir als Nichtraucher mit dieser Aussage nicht leicht tue und diejenigen sehr gut verstehen kann, die der Rauch abschreckt. Auch ich mache, wenn ich da bin, bzgl. des Rauches einen Kompromiss, den ich ganz gewiss nicht allem zuliebe machen würde - eben weil es mir bei der Table française ansonsten sehr gut gefällt. Tatsache ist: Viele am französischen Stammtisch - und gerade auch viele derjenigen aus Frankreich - sind Raucher. Und die wollen rauchen und sich nicht selber deswegen "in die Wüste schicken". Die Nichtraucher dagegen wollen deswegen nicht wegbleiben müssen. Es ist leider so: Dieses Dilemma wird auch in unserer Runde nicht abschließend zu lösen sein, ich muss es bis auf weiteres ungelöst stehen lassen.
Leicht ist es wirklich nicht, in dieser Hinsicht allen gerecht zu werden, das dürfte auch dem Wirt des Café Extrablatt auffallen: Heutiges Beispiel: Während die einen es begüßen, wenn die Lüftung mehr Frischluft hereinpustet und den Rauch vermindert, ist es den anderen wiederum zu zugig. Alors qu'est-ce qu'on peut faire? Will heißen: Die Kritik ist beim Café Extrablatt angekommen und wird dort ernstgenommen. Man tut, was möglich und vertretbar ist.
Sicherlich kann man im Einzelfall auch mal fragen, ob die Musik etwas leiser gestellt werden könnte, aber nach meiner heutigen Beobachtung ist die nicht zwangsläufig der Hauptgrund für Verständigungsschwierigkeiten. Ich habe den Eindruck, die vielen Gespräche selbst sorgen genau so sehr für "Hintergrundrauschen", denn gerade das hält sich heute doch etwas in Grenzen, weil das Café Extrablatt nicht übermäßig voll ist.
Ein Ortswechsel kommt nicht in Frage. Käme es dazu, dann würde die etablierte Runde dadurch Schaden nehmen bzw. sich auflösen. So die einhellige Meinung heute Abend, die ich teile. Ich denke, solch ein Gedanke scheidet schon dadurch aus, dass so gut wie niemand dabei mitziehen würde, diese "Gefahr" also ohnehin nicht besteht. Bleibt festzuhalten:
Die Table française bleibt, wo sie ist - und zunächst auch wie sie ist: Jedesmal ein klein wenig anders, denn "wie sie ist" hängt immer auch von den Leuten ab, die kommen und der Sache Leben verleihen.
Und damit variieren auch die Gesprächsthemen. Festklopfen wollen wir nämlich nichts. "Wir sind nicht Arte." Die Mentalität der Gruppe lässt sich nicht in "Themenabende" zwängen, es sei denn, jemand bietet etwas Spezielles, das alle interessiert, und der Abend wird durch deren Aufmerksamkeit quasi von selbst zum Themenabend. Erzwingen lässt sich so etwas jedoch nicht. (Ich gestehe ein, dass, wenn ich Dias zeige und dazu vortrage und erzähle, ich zwangsläufig das Thema lenke und somit ein gewisses Privileg habe, aber das will ich nicht einseitig ausnutzen. Das kam ja bisher erst einmal vor und wird auch künftig nur hin und wieder der Fall sein. Andere können sowas ja auch mal auf die Beine stellen.) Anfangs hatten wir ja mal ausprobiert, Gesprächsthemen vorzugeben, aber so etwas kann, wie sich herausstellte, allerhöchstens als Anregung dienen. Vorbestimmte Themen bietet der Schul- oder Berufsalltag den meisten zu Genüge, nach Feierabend wird das als einengend empfunden. Themenbezogene Gesprächskreise passen wohl wirklich eher in Gruppen, die sich treffen, um ein bestimmtes Interesse zu vertreten, oder schon durch eigene Trägerorganisationen einen gewissen Themenkomplex beanspruchen (Vereine, politische Gruppen, Interessenverbände und -gruppen, Kirchen, Bildungseinrichtungen wie Volkshochschulen). Der französische Stammtisch hingegen ist und bleibt thematisch offen - und politisch wie weltanschaulich unabhängig, das sowieso. Es wird weiterhin vorwiegend über das geredet werden, was sich in einer bunt gemischten Gruppe eben gerade ergibt, und das kann (und soll) jeder und jede mitbestimmen. Was bei uns wirklich einigermaßen festgelegt ist, ist wohl nur die Sprache.
"Ungezwungen Französisch reden" haben wir uns aufs Banner geschrieben. Müssen uns aber - der Kritik folgend - eingestehen, dass das für manche nur eingeschränkt gilt, weil "ungezwungen" leider auch nicht für alle das gleiche bedeutet. Das wird uns langsam bewusst. Zugleich wollen wir nichts Tiefgreifendes ändern an der Runde, wie sie jetzt ist. Es stellt sich für die Benachteiligten also die Frage: Was tun? Zunächst bin ich geneigt, zu antworten: Entweder die Nachteile in Kauf nehmen und trotzdem kommen, oder anderweitig umschauen. Das klingt abweisend, ich kann das nachvollziehen: Auch ich selbst laufe nicht selten Gefahr, es zu vielen gleichzeitig recht machen zu wollen.
Eine telefonische Diskussion der aufgeworfenen Problematik nach dem heutigen Treffen ergibt, dass es kontraproduktiv ware und keinen Sinn ergäbe, den bisherigen Stammtisch zu verlegen oder zu verändern. Er spricht sich aber dafür aus, zusätzlich eine Nichtrauchergruppe ins Leben zu rufen, und bietet an, dabei behilflich zu sein. Einsetzen sollten sich dafür natürlich alle, die an einem solchen Treffen teilnehmen möchten, also: Bei Interesse bitte mailen oder anrufen. Eine Entscheidung ist bislang noch nicht gefallen, bitte keine verfrühten Hoffnungen. Sollte die Sache aber ins Rollen kommen, so wird wohl noch ein wenig Zeit vergehen, bis die Gruppe wirklich "läuft". Dann aber werdet Ihr auf jeden Fall darüber informiert werden. Sowohl hier auf der Internet-Seite als auch auf der E-Mail-Verteilerliste.
Die Neugründung einer Nichtrauchergruppe finde ich durchaus begrüßens- und unterstützenswert, falls sich keine bestehende Gruppe findet, die dem Bedarf gerecht wird. Hier stellt sich die Frage: Wird nicht die weiter unten aufgeführte Gesprächsgruppe im Bürgerbüro dem Bedarf gerecht?
Kurzum: Ob dort oder in einer neuen Gruppe - ich fände das toll, wenn sich genügend Leute zusammen finden, um in rauchfreier, ruhigerer Umgebung zusammen Französisch zu reden. Da schaue ich dann auch gerne mal vorbei. Allerdings ohne dem französischen Stammtisch im Café Extrablatt den Rücken zu kehren.
Alle Neugründungs-Gedanken sind jedoch noch Zukunftsmusik, und mir bleibt zumindest im Augenblick nichts anderes übrig, als die Unzufriedenen weiterzuschicken. Alternativen gibt es durchaus:
Das Bürgerbüro Kirchheim unter Teck bietet eine (bereits zuvor erwähnte) Gesprächsrunde an: "In zwanglosen Gesprächen unterhalten sich Interessierte in französischer Sprache freitags um 18.30 Uhr im Bürgerbüro." [Stand: März 2003, Quelle des Zitats] Nähere Informationen gibt es im Bürgerbüro in der Alleenstraße 96. Das könnte doch sicherlich eine Alternative sein, die auszuprobieren und zu unterstützen sich lohnt.
Zudem gibt es - seit viel längerer Zeit schon als die Table française - den Deutsch-französischen Freundeskreis, der sich an jedem zweiten Montag im Monat im Bistro Wachthaus trifft.
Meines Wissens bietet auch die Volkshochschule Französisch-Konversationsgruppen an. Für Lernende ist das möglicherweise die beste Umgebung, da dort die Leute einander vom Niveau her näher sein dürften.
Des weiteren könnte es sich lohnen, einmal in der Umgebung oder den Teilorten von Kirchheim nachzuforschen, was es sonst noch für Gruppen und Gesprächskreise gibt. Verschiedene Gruppen konkurrieren ja keineswegs, sie decken schlichtweg verschiedene Erwartungen ab.
Ein Gesprächskreis muss nicht unbedingt etabliert und öffentlich sein, auch im privaten Kreis kann man sich treffen, sei es nun regelmäßig oder spontan. Dabei sind zahlenmäßig womöglich "weniger mehr". In dieser Richtung kann auch die folgende Anfrage ein Anreiz zur Nachahmung sein:
Französin gesucht. Von Deutscher. Alter: Um die vierzig. Für Konversation im kleinen, privaten Kreis, bei Kaffee und Kuchen. Autrement dit: Allemande cherche française pour bavarder, s'amuser et pratiquer le français / l'allemand ensemble. "Sachdienliche Hinweise" nehme ich gerne entgegen.
Es bleibt dabei: Allen und jedem kann man es sicher nie recht machen, da dürfte auch eine Nichtrauchergruppe keine Ausnahme machen. Die Kritik an der Table française habe ich daher zum Anlass genommen, auf unserer Internetseite eine Teilseite einzurichten, die Alternativen aufzeigt und auf andere fremdsprachige Gesprächsgruppen verweist. Insgesamt hoffe ich, dass ich mit dem, was hier steht, möglichst wenigen auf den Schlips trete, aber ich weiß, dass Interessengegensätze Zündstoff in sich bergen. Deshalb gilt wie sonst auch: Ich bin offen für Kritik. Sollte hier etwas vergessen worden sein oder etwas stehen,
das Euch stört,
das nicht stimmt,
das Euch unausgewogen erscheint,
das Euch ziemlich gegen den Strich geht,
dann schreibt oder sagt es mir bitte. Besser, man spricht solche Dinge an, statt dass man sie frustriert verschweigt. In diesem Sinne grüßt Euch: Euer Peter Liehr.
Ach ja, was heute sonst noch los ist, habe ich noch gar nicht mitgeteilt: Zwischen acht und zehn Leute sind da (teils wechselnd, zu unterschiedlichen Uhrzeiten), davon die Hälfte Französinnen / Franzosen. Berufsleben und Praktika, Auslandserfahrungen und Reisen, das Hobby Fotografie, die Freude an den Kindern - das sind einige der Gesprächsthemen, die uns heute "umtreiben".
Tipps und Veranstaltungshinweise:
Regelmäßige Veranstaltungen mit französischem Hintergrund und in halbwegs erreichbarer Entfernung bieten die französischen Kulturinstitute in Stuttgart und Tübingen an.