Deutsche Demokratische Republik: Georg Dertinger, der erste Außenminister der DDR, Mitbegründer der CDU in der sowjetisch besetzten Zone und seitdem deren Mitglied, wird vom Staatssicherheitsdienst in seiner Dienstvilla in Berlin-Pankow verhaftet. Ihm wird zur Last gelegt, Spionagetätigkeit für den bundesdeutschen und den US-amerikanischen Geheimdienst ausgeübt zu haben. Die Vorwürfe sind offenbar haltlos, da sämtliche Westkontakte des Außenministeriums zuvor mit der sowjetischen Führung abgesprochen und ihr Umfang genau festgelegt wurde. In Dertinger, der von den Beamten übrigens mit seiner Geliebten überrascht wird, soll vermutlich vielmehr ein Mitglied einer der von der SED mit Argwohn betrachteten weiteren Parteien neben ihr selbst mundtot gemacht und seines Einflusses beraubt werden. Im Juni 1954 wird Dertinger - samt seiner Geliebten, seiner Frau und seinem ältesten Sohn - zu einer Haftstrafe verurteilt.
Tübingen-Bühl, 08.11.2005 - Peter Liehr