New York, USA: Die Aufräumarbeiten an den Ruinen des World Trade Center sind für beendet erklärt worden. Der letzte Stahlträger ist entfernt worden. Morgen soll es eine Gedenkfeier geben.
Nahostkonflikt: Die grausamen Selbstmordattentate von palästinensischer Seite gegen Israel scheinen nicht zu stoppen zu sein. Sie alle in den Medien mitzuverfolgen oder gar zu zählen erweist sich als nicht durchführbar, wenn man nicht in Vollzeitstellung als Chronist des Konflikts wirken möchte. Vor wenigen Wochen sorgte die auch dank internationaler Diplomatie unblutig zu Ende gegangene Belagerung der Geburtskirche in Jerusalem durch Israel für Aufsehen. Dort hatten sich Palästinenser verschanzt, die teils des Terrorismus bezichtigt wurden.
Deutschland: Jürgen Möllemann, FDP-Parteivize, bringt sich und seine Partei ins Gerede. Gegenseitige Schuldzuweisungen zwischen ihm und dem Zentralrat der Juden in Deutschland, Spiegel, sowie seinem Stellvertreter Friedmann machen seit zwei Tagen die Runde. Vorwürfe Möllemanns an Friedmann, dieser provoziere durch seine zynische Art Antisemitismus, stoßen auf Antisemitismus-Vorwürfe vom Zentralrat, Möllemann entschuldigt sich im Verlauf des gestrigen Nachmittags, und insgesamt wirkt die Sache doch sehr wahlkampftaktisch. Dass Möllemann zwar selbst kein Rechtspopulist sei, jedoch, um Stimmen im rechten Lager zu sammeln, Methoden kopiere, wie sie der österreichische Rechtspopulist Jörg Haider (FPÖ) erfolgreich zum Stimmenfang angewandt habe, derartige Vermutungen kristallisieren sich in Expertendiskussionen heraus. Es wird die Auffassung vertreten, er provoziere taktisch, um für rechte Wählerkreise interessant zu werden, und entschuldige sich dann taktisch, um sich eben dieser Taktik nicht verdächtig zu machen und so den bisherigen Stammwählerkreis seiner Partei nicht abzuschrecken. Einen Wahlkampf über Inhalte lassen solche Vermutungen eher nicht erwarten.
Pakistan; Indien: Säbelrasseln und Gefechte im Kaschmir-Konflikt: Große Aufgebote an Militär sind seit längerer Zeit sowohl auf der indischen als auch auf der pakistanischen Seite in der Kaschmir-Region in Bereitschaft. Mir fehlt der Überblick über die Häufigkeit und Schwere dort stattfindender Gefechte. Was in den vergangenen Tagen beunruhigte, waren die wiederholten Tests von Raketen auf pakistanischer Seite, die im Ernstfall mit atomaren Sprengköpfen versehen werden können. Die Regierungen beider Seiten beteuern Friedenswillen, bekunden jedoch zu gleicher Zeit, nötigenfalls zum Krieg bereit zu sein.
Tübingen, 29.05.2002 - Peter Liehr