Hier folgt ein kurzer, vielschichtiger Überblick über meine frühere berufliche Tätigkeit bei BEMA Consulting. Die Betrachtung aus verschiedenen Blickwinkeln ist dabei absichtlich nicht in streng getrennte und hierarchisch untergliederte Abschnitte aufgeteilt, sondern spiegelt die manchmal schnell wechselnden Tätigkeitsbereiche zumindest in Ansätzen wider. Sie soll zugleich auch anderen Lust auf derartige Tätigkeiten machen.
BEMA Consulting ist eine Unternehmensberatungsfirma mit sehr vielfältigen Aufgabengebieten. Der Firmensitz ist Nagold. Während meiner Zeit als Mitarbeiter erstreckte sich mein Tätigkeitsfeld hauptsächlich auf die Arbeit in einem vielsprachigen, für Logistikabwicklungen, IT-Hardware-Rücknahmeprogramme und anderweitige Kundenberatung zuständigen, vorwiegend auf Westeuropa ausgerichteten Callcenter.
Bei den Telefonaten musste man recht flexibel zwischen den Sprachen der jeweiligen Herkunfts- bzw. Zielländer umschalten, gleichzeitig mussten die auf diese Weise ermittelten Daten in eine Bildschirm-Eingabemaske einer Datenbank eingetragen werden. Die Fähigkeit zum schnellen Auffinden von Datensätzen war dabei ebenso wichtig wie die Kooperation mit Programmierern bei der Ideensuche bzgl. Verbesserungsmöglichkeiten. So konnten Datenbanken ökonomisch verwaltet, ihre Eingabemasken stets verbessert und ihr Einsatz auf große Bereiche ausgeweitet werden.
Weiterentwicklungen dokumentierte ich oft selbst, indem ich z.B. eine Online-Hilfe-Datei für die übrigen im Callcenter Beschäftigten schrieb. Für Geisteswissenschaftler ist einerseits das Schreiben längerer Texte kein Problem, da zur festen Gewohnheit geworden. Eine Herausforderung ist hingegen andererseits die Abfassung solcher Texte, die eine möglichst schnelle Informationsrecherche ermöglichen sollen. Im hiesigen Fall mussten Call-Center-Agentinnen durch kurze Klickwege noch während eines Telefonats zuverlässig präzise Antworten auf differenzierte Kundenanfragen finden können. Die zu solchen Zwecken nötigen Texte
Gerade Geisteswissenschaftlerinnen halte ich in solchen Aufgabengebieten für eine gute komplementäre Ergänzung zu Programmierern, da sie auf vielfältige Weise den Bezug zwischen Hersteller und Anwender einer Software zu gewährleisten und aufrecht zu erhalten imstande sind. Auch die unternehmensinterne Kommunikation können sie fördern. Sprachliche Fähigkeiten sind hier sehr gefragt.
"Consulting - Was machen denn die?" Diese Fragestellung, gerade unter Geisteswissenschaftlern nicht selten, war auch mir vertraut, bevor ich bei BEMA Consulting angefangen hatte, und angesichts der Unterschiede zwischen den Unternehmen und Unternehmensbereichen kann ich sie mir in vielen Bereichen heute immer noch stellen. Behaupten kann ich mittlerweile jedoch: Der Einblick lohnt, ob in Form eines Praktikums, einer studienbegleitenden Teilzeittätigkeit oder als berufliche Zukunft. Gerade hier hilft es, sich vor Ort kundig zu machen, da man sich als außenstehende Laiin nur schwer ein Bild über diese Branche machen, geschweige denn ein Gefühl für die Arbeitstätigkeiten entwickeln kann. Denn die Aufgabenbereiche sind sicherlich so schrecklich vielfältig und zahlreich wie die Beraterfirmen selbst, und es muss nicht zwingend dazu führen, dass man "raus" in Unternehmen geht, um dort zu beraten. Letzteres tat ich bei BEMA Consulting auch nur einmal, und zwar sehr indirekt: Ich testete eine Software, die sich im Entwicklungsstadium befand, aus Sicht eines normalen Alltagsanwenders. Damit war dann eine Londonreise zu Gesprächen mit Vertretern des Auftraggeber-Unternehmens verbunden. Im Widerspruch zum gängigen Klischeebild sitzen eben nicht überall die Mitarbeiter "ständig im Flieger". So war mein Haupttätigkeitsfeld, wie gesagt, das Callcenter.
Auch bei meinen "Telefon-Tätigkeiten" galt: Interesse an Computern, Kenntnis von Standard-Windows-Anwendungen und der Wille, sich in weitere Software einzuarbeiten, sind auf jeden Fall vonnöten, stellen aber heutzutage wohl eher wenige vor ernsthafte Probleme. Angenehm fand ich die Mischung aus Reden (Telefonieren) und Gestalten (Erstellen von Dokumentvorlagen, einfaches Programmieren), letzteres meist ebenfalls für den Unternehmensbereich Callcenter. Die dort ebenso vorhandene wie unabdingbar nötige Teamstruktur trug auch dazu bei, dass ich gerne bei BEMA Consulting arbeitete und das Unternehmen in sehr positiver Erinnerungen behalte.
Consultingfirmen sind zahlreich und suchen mit Nachdruck MitarbeiterInnen. Aushänge an Arbeitsämtern, Anzeigen, Flugblätter und Sonderbroschüren in Hochschul-Fakultäten oder Bannerwerbung im Internet lassen daran keinen Zweifel. Einen Aspekt rate ich bei der Auswahl allerdings nicht völlig zu unterschlagen. Mein Blick richtet sich auf den Aufgaben- und Kundenschwerpunkt des Unternehmens. Nicht nur verschiedenartigste Firmen, sondern auch Religionsgemeinschaften, politische Parteien und Verbände oder Vereine nehmen die unterstützende Arbeit von Unternehmensberatungen in Anspruch. Welchen Anspruch habe ich aber an mich selbst? Sicher kann ich mir die zu erledigenden Aufgaben zumeist nicht aussuchen. Gewisse Ausschlusskriterien mögen jedoch in einigen Bereichen hilfreich sein. Nicht jede Organisation kann und will ich - ethisch betrachtet - unterstützen. So wäre ich z.B. äußerst ungern in einem Unternehmen tätig gewesen, das 2001 der neuen italienischen Regierung unter Silvio Berlusconi bei ihrem Wahlkampf beratend zur Seite stand.
Weibliche und männliche Bezeichnungen wechseln sich in diesem Text ab. Es dürfen sich also stets Frauen und Männer angesprochen fühlen. Eh' klar!
Tübingen, 2001 und 2002 - Peter Liehr