Dieter Duhm

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Psychoanalytiker, Kunsthistoriker und Soziologe
Gründer des sozialexperimentellen Projekts Bauhütte
Idee der Heilungsbiotope zur Herbeiführung weltweit friedlichen Zusammenlebens

Gemeinsam mit Sabine Lichtenfels Gründer des portugiesischen Friedensforschungszentrums Tamera

Ideen-Impulsgeber des Zentrums für Experimentelle Gesellschaftsgestaltung (ZEGG)
Während seiner der ZEGG- und Tamera-Entstehung vorausgehenden Zeit praktischer Erfahrungssammlung in und über Lebenskommunen gehörte Duhm befristet auch Otto Muehls autoritär geführter Kommune Friedrichshof an ("Aktionsanalytische Organisation", AAO). Danach distanzierte er sich von Muehl (1979). Die gegen Muehl erhobenen Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs von Kindern, von Muehl, der dafür sechs Jahre in Haft saß, auch nach seiner Zeit im Gefängnis noch lange verharmlost und geleugnet, zwischenzeitlich (2010) jedoch per Entschuldigung bei seinen Opfern eingestanden, waren für Duhm, der sich von missbräuchlicher Praxis deutlich, von Muehl hingegen in sehr differenzierter, teils eingeschränkter (Aspekte gelten lassender bis verteidigender) Form distanzierte, nicht nachzuvollziehen, u.a.
- angesichts selbst erlebter, heftiger, ebenfalls sexuellen Kindsmissbrauch suggerierender, in seinem Falle jedoch haltloser Medien-Verleumdungskampagnen, insbesondere seinem Projekt Bauhütte gegenüber,
- angesichts dessen, dass er von sexuellen Übergriffen auf Kinder in Muehls Kommune Friedrichshof nichts mitbekam,
- angesichts seiner (offensichtlichen eklatanten Fehl-) Einschätzung des Menschen Otto Muehl.
Hieraus resultiert die von ZEGG-Kritikern erhobene Forderung, das ZEGG möge sich von seinem geistigen Impulsgeber Duhm umfassend und deutlich distanzieren. Die ZEGG-Verantwortlichen bleiben bislang jedoch - kritische Betrachtungen von Duhms Werdegang einschließend - ihrer freundschaftlichen Verbundenheit Duhm gegenüber treu, was ich bei aller Schwere der Verfehlungen Muehls nachvollziehen kann. Es sind nicht Duhms Verfehlungen. Und so vorschnell verlockend es manchem sein mag, so unstatthaft erscheint es mir, das ZEGG nur deswegen in die Traditionslinie von Muehls Kommune Friedrichshof bzw. der "Aktionsanalytischen Organisation" zu stellen, weil Duhm die Grundkonzeption für das (dann schließlich von anderen gegründete) ZEGG während seiner Zeit in Muehls Kommune entwickelte. So sehr, wie ich Duhms Lage verstehen kann, verstehe ich zugleich die berechtigt scharfe Kritik an seinen Äußerungen, in denen Duhm den durch Muehl verübten sexuellen Missbrauch schlicht nicht glauben kann und ihm zubilligt, trotz massiver Fehler, die er ihm zutraue, "kein Schwein, kein Unhold" (1) gewesen zu sein. Aus meinen bisherigen Leseerfahrungen heraus (und es fehlt mir nach jetzigem Stand offen gestanden noch mindestens die Lektüre des Artikels: Dieter Duhm: "Mein Verhältnis zum Friedrichshof und zu Otto Mühl." In: ZEGG-Magazin, 9, Juli / August 1993, 26-29) wage ich die Annahme, dass sich Duhm und Muehl ursprünglich beide der Suche nach Möglichkeiten und Formen einer freieren Sexualität stellten - eine Gemeinsamkeit, die von Duhm als tragfähige Vertrauensgrundlage offenbar gründlich überschätzt wurde: Muehl verkehrte Opferberichten zufolge seine sexuelle Freiheitssuche in ihr für seine Mitmenschen zutiefst unmenschliches Gegenteil. Warum Muehl sich so verhielt? Dazu hier einige skizzierend mutmaßende Überlegungen. [Rottenburg am Neckar, 09.10.2012 - Peter Liehr]

Literatur

Dieter Duhm. Angst im Kapitalismus. Lampertheim, 1972.
Dieter Duhm. Der Mensch ist anders. Lampertheim, 1975.
Dieter Duhm. Aufbruch zur neuen Kultur. München, 1982.
Dieter Duhm. Der unerlöste Eros. Verlag Meiga, 1991.
Dieter Duhm. Die heilige Matrix. Von der Matrix der Gewalt zur Matrix der Liebe. Verlag Meiga.
Dieter Duhm. Zukunft ohne Krieg. Verlag Meiga.

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