Rüsselsheim, Deutschland im Nationalsozialismus, zweiter Weltkrieg: In der Nacht vom vorigen auf den jetzigen Tag bombardieren kanadische Flieger Rüsselsheim. Acht in der Stadt befindliche US-Soldaten werden nun von der Bevölkerung für das Bombardement verantwortlich gemacht. Die aufgebrachte Menge verfolgt die Soldaten und traktiert sie schließlich so lange, bis sie am Boden liegen, wo einer aus der Menge vier von ihnen durch Kopfschüsse tötet. Nur wenige überleben, weil sie sich tot stellen, unter den Leichen ihrer Kameraden versteckt auf einem Karren abtransportiert werden und schließlich die Gelegenheit zur Flucht haben. Nach Kriegsende wird es zu Prozessen vor einem US-Militärgericht in Darmstadt kommen. Fünf für schuldig befundene Rüsselsheimer werden hingerichtet werden, drei weitere werden Haftstrafen erhalten. Der Vorfall wird in Rüsselsheim die Gemüter noch viele Jahre lang latent im Spannungsfeld zwischen Verdrängen und Nicht-Verdrängen-Können beschäftigen.
Tübingen-Bühl, 24.08.2004 - Peter Liehr