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Geschichte, Zeitgeschichte, Politik und Kultur chronologisch

Gedanken und Notizen zum Mittwoch, 29.01.1947

Deutschland, westliche Besatzungszonen

Ernst Schnabels Hörspiel "Ein Tag wie Morgen"

Deutschland, westliche Besatzungszonen: Das dokumentarische Hörspiel Ein Tag wie Morgen von Ernst Schnabel, das noch innerhalb des Jahres 1947 unter der Regie Ludwig Cremers beim Nordwestdeutschen Rundfunk produziert wird, stellt, teils der Machart eines Radio-Features folgend, anderereits in noch stärkerem Maße ästhetisch an Dylan Thomas' Hörspiel Under Milk Wood erinnernd, exemplarisch das Tagesgeschehen des 29. Januars 1947 vor.

Weltgeschehen und Alltag werden thematisiert, besonders Empfindungen und Seelenlagen der Nachkriegsdeutschen und ihr so unnormal normaler Lebensalltag werden nachgezeichnet. Hunger und Kälte plagen viele der vorgestellten Menschen, die sich mittels inneren Monologs tief in grüblerische und ernüchterte, schicksalsergebene und depressive Herzen blicken lassen. Trauer um getötete Angehörige mischt sich mit angestrengten Versuchen, Unvergessliches aus dem Zweiten Weltkrieg doch noch zu vergessen.

Die auf einen Tag fokussierte subjektive Stimmungsnachzeichnung der unmittelbaren Nachkriegszeit, die das Hörspiel darstellt, macht es zu einem wichtigen Zeitdokument - eine Tatsache, deren sich die Beteiligten bewusst sind. Das Werk endet dementsprechend unter anderem mit dem Satz: "Dieses Hörspiel war nicht mehr als ein Stück Journalismus."

Tübingen, 28.09.2003 - Peter Liehr

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