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Geschichte, Zeitgeschichte, Politik und Kultur chronologisch

Gedanken und Notizen zum Sonntag, 30.05.1999

Varvarin, Serbien, Ex-Jugoslawien: Ein tagsüber durchgeführter NATO-Bombenangriff auf die Brücke von Varvarin führt zu zehn Todesopfern und 40 Verletzten, darunter viele Schwerstverletzte. Eine stichhaltige Begründung für die Zerstörung der Brücke über die Morava nahe der 4 000-Einwohner-Stadt, in der am Tag des Geschehens das Dreifaltigkeitsfest gefeiert wird, ist nicht zu finden, die Brücke ist mit ihrer geringen Breite nur für einspurigen Verkehr von bis zu zwölf Tonnen Gewicht geeignet. Den Angaben der NATO zufolge handelte es sich hingegen um eine Autobahnbrücke und damit um ein wichtiges, legitimes strategisches Angriffsziel. In Wirklichkeit ist die Autobahn 20 Kilometer von Varvarin entfernt. Gegen 13.00 Uhr Ortszeit schlagen die ersten zwei Raketen in die Brücke ein und zerstören sie. Es ist der 68. Tag der am 23.03.1999 begonnenen NATO-Luftangriffe auf Serbien. Anders als bei der Zerstörung der chinesischen Botschaft in Belgrad am 08.05.1999 gibt es weder ein Schuldeingeständnis noch Entschädigungszahlungen. Die Brücke wird mit Spendengeldern von serbischen Gastarbeitern wiederaufgebaut werden, die in der Schweiz Unterschlupf gefunden haben.

Tübingen-Bühl, 23.03.2005 - Peter Liehr

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