USA: In der Nacht auf heute wurde ein neuer US-Spionagesatellit ins All gebracht. Er wird vorwiegend zur Beobachtung Afghanistans benutzt werden.

Deutschland: "Kabul: Die talibanische Regierung hat erneut versucht, die internationale Koalition gegen den Terror aufzuweichen. [...]" Radio SWR 2, Nachrichten, 10:00 Uhr. Achtung: In dieser Nachricht, in der es um ein "Angebot" der Taliban-Regierung zur Freilassung von "Shelter Now" - Mitarbeitern gegen die Zusicherung der internationalen Staatengemeinschaft auf den Verzicht eines militärischen Angriffs geht, werden nicht vorrangig Fakten berichtet, sondern es steht an erster Stelle die Interpretation. Und die ist in gefärbtem, subtil militärstrategischem Vokabular abgefasst. Ein erster Schritt in die journalistisch falsche Richtung. Auf diese Weise droht die neutrale Berichterstattung verloren zu gehen. Dabei unterstelle ich der zuständigen Journalistin / dem zuständigen Journalisten keineswegs Absicht, weiß ich doch selbst, wie leicht und unmerklich sich das Denken in diese Richtung "anpasst". Weil wir aber wissen, dass einfachste Gegenstände (aktuelles Beispiel: Teppichmesser) ebenso wie unser alltäglichstes Kommunikationsmedium, die Sprache, in gewissem Maß auch als Waffe taugen, sollten wir - gerade jetzt - eine gewisse Vorsicht im Umgang damit walten lassen. Gute Nachricht: In den folgenden Nachrichten (12.00 Uhr, Redaktion: Stefan Obermann) wird die Formulierung nicht mehr verwendet.

Tübingen, 06.10.2001 - Peter Liehr