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Geschichte, Zeitgeschichte, Politik und Kultur chronologisch

Gedanken und Notizen zum Sonntag, 09.12.2001

Bei den heutigen Eintragungen stütze ich mich im folgenden auf Radiomeldungen von SWR 2.

Der Konflikt zwischen Israel und Palästinensern

Palästinensisches Selbstmordattentat

Haifa, Israel; Israel-Palästina-Konflikt: Ein palästinensischer Selbstmordattentäter zündet am heutigen Morgen bei einer Bushaltestelle an einer belebten Straßenkreuzung der israelischen Hafenstadt Haifa einen Sprengsatz, über 20 Menschen werden dabei zumeist leicht verletzt, darunter israelische Soldaten, die auf die Fahrt zu ihren Standorten warten. Der Attentäter selbst überlebt zunächst schwer verletzt und wird dann von israelischen Sicherheitskräften aus Angst vor einer zweiten Detonation erschossen. Sie finden bei ihm tatsächlich noch einen weiteren Gürtel mit Sprengstoff und vermuten, er habe ihn in einem Bus zünden wollen, um eine möglichst hohe Zahl an Opfern zu erreichen.

Vergeltungsandrohung Israels

Die israelische Regierung kündigt Vergeltung an. Ein Regierungsvertreter sagt, die Armee werde hart reagieren, in das palästinensische Autonomiegebiet eindringen und die für die Entsendung von Terroristen Verantwortlichen bestrafen. Israels Ministerpräsident Scharon droht mit noch härteren und ausgeweiteten Militäraktionen gegen die Palästinenser. Palästinenserpräsident Arafat selbst sei aber nicht Ziel der Miliärschläge.

Der israelische Ministerpräsident Scharon beruft eine Sitzung seines Kabinetts in einem Armeeposten im besetzten Westjordanland ein, vermutlich, um Präsenz und Unerschrockenheit zu demonstrieren. Der letzte Selbstmordanschlag eines palästinensischen Attentäters in Haifa liegt erst eine Woche zurück. Dabei kamen neben dem Attentäter 25 Israelis ums Leben, heute erlag ein weiterer seinen schweren Verletzungen.

Israel-Palästina-Konflikt: Die israelische Armee rückt am Morgen, offenbar vor dem Attentat in Haifa, in zwei palästinensische Ortschaften im Westjordanland vor, erschießt vier palästinensische Polizisten und verletzt zwei weitere.

USA; Israel-Palästina-Konflikt: Der US-Sondergsandte für den Nahen Osten, Anthony Zinni droht zu Beginn eines israelisch-palästinensischen Sicherheitstreffens mit dem Abbruch seiner Mission, sollten den Israelis und Palästinenser binnen 48 Stunden nicht substantielle Fortschritte bei der Bekämpfung der Gewalt machen.

Afghanistan

Kabul, Afghanistan: Beim Absturz eines Hubschrauber der Nordallianz kommen offenbar 18 Menschen ums Leben, darunter nach Berichten der Nachrichtenagentur AIP zwei Paschtunenführer. Die Nordallianz spricht von einem Unfall.

Afghanistan: Bin Laden hat einigen Berichten zufolge die Bergfestung Tora Bora mit einigen tausend Anhängern verlassen. Dort gehen die Kämpfe weiter. Ein Sprecher der Nordallianz sagt, Bin Laden habe das Kommando über die Kämpfer selbst übernommen. Der designierte afghanische Regierungschef ist in der ehemaligen Taliban-Hochburg Kandahar eingetroffen, wo er den Streit zwischen rivalisierenden Stammesfürsten schlichten will. In Kandahar sollen nach wie vor chaotische Zustände herrschen.

USA; Afghanistan: Das Weiße Haus ist im Besitz eines Videobandes des Terroristenführers Bin Laden, das angeblich beweist, dass Bin Laden für die Anschläge in New York und auf das Pentagon verantwortlich ist. Das Band stamme aus einem durchsuchten Haus in Jalalabad und ist nach den Aschlägen aufgenommen worden. 40 Minuten redet Bin Laden in der Aufnahme mit einem Geistlichen. Er weist dem Medienbericht (Radio SWR 2, Aktuell, 18.00 Uhr) genaue Kenntnisse über die New Yorker Anschläge auf, zeigt sich überrascht über deren Effizienz und hatte offenbar nicht damit gerechnet, dass die Türme des World Trade Centers zusammenstürzen würden. Die Aufnahme ist von den USA noch nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Als möglicher Grund dafür führt der Radiobericht Angst davor an, dass man eben doch einer Fälschung aufgesessen sein könne.

USA; Somalia: Die USA bereiten britischen Pressemeldungen zufolge Angriffe auf Ziele in Somalia vor. Es habe bereits mehrere Aufklärungsflüge der US-Marine über dem Land gegeben, um Angriffe auf Ziele von Al Quaida vorzubereiten. Die Sonntagszeitung "The Observer" beruft sich in ihren Berichten auf Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums. US-Kriegsschiffe hätten gleichzeitig Stellung vor der somalischen Küste nahe Mogadischu bezogen.

Taschkent, Usbekistan: Die Republik Usbekistan hat eine seit fünf Jahren geschlossene Grenzbrücke zu Afghanistan wieder geöffnet. Ein Zug mit Hilfsgütern (1000 t Getreide und Mehl) rollt als erstes über die Eisenbahnbrücke.

Hannover, Deutschland; Russland: Der russische Präsident Putin besucht heute den deutschen Bundeskanzler Schröder in dessen Heimatstadt Hannover, um über die aktuelle Lage in Afghanistan und im Nahen Osten zu sprechen.

Tübingen, 09.12.2001 - Peter Liehr

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