Deutschland; Irak: Mitglieder der Tübinger Gesellschaft Kultur des Friedens reisen heute in den Irak. Prominenter Mitreisender ist Liedermacher Konstantin Wecker. [vgl. auch meine vorgestrigen und gestrigen Eintragungen.]
Südkorea: Südkorea will in den kommenden Tagen einen Sondergesandten in die USA schicken, der über eine Beilegung des Atomstreits mit Nordkorea verhandeln soll. Südkorea setzt sich bereits seit einigen Wochen für ein Ende des Streits ein. Die US-Regierung fordert als Vorbedingung für Verhandlungen von Nordkorea die Einstellung der nuklearen Aktivitäten. Offenbar haben auch Japan und Russland vor, die Schlichtungsbemühungen Südkoreas zu unterstützen.
Ägypten: Ägyptische Sicherheitskräfte nehmen mindestens 50 Mitglieder des "Jihad" fest. Einer der Führer der Gruppe habe sich zuvor per Internet an seine Mitglieder gewandt. Eine Verbindung der Gruppe mit dem Terrornetzwerk Al Quaida habe nicht festgestellt werden können.
Deutschland: Auf dem südhessischen Flugplatz Babenhausen nahe Frankfurt am Main wird gegen 14.55 Uhr ein Sportflugzeug gekapert. Ein Unbekannter, der zuvor um einen Gastflug gebeten hat, bringt mit vorgehaltener Pistole das Flugzeug, einen Motorsegler vom Typ Cessna Super Demona mit nur sehr wenig Treibstoff an Bord, in seine Gewalt, als er sich mit dem Pilot zum Start trifft. Er kreist daraufhin, begleitet von Polizeihubschraubern, über der Frankfurter Innenstadt, wo die Polizei bereits einige Hochhäuser evakuiert hat, da ein terroristischer Hintergrund der Entführung nicht ausgeschlossen werden könne. Davon geht nun wiederum die Fugsicherung nicht aus. Dennoch: Alle Einfallstraßen nach Frankfurt werden gesperrt, der Flugverkehr eingestellt und der Rhein-Main-Flughafen ab 15.50 Uhr vollständig geschlossen. Kampfflugzeuge steigen auf, versuchen bei einem Überflug über die Frankfurter Innenstadt vergeblich, den Piloten abzudrängen, und halten sich danach in gebührendem Abstand, offenbar bereit, das Sportflugzeug in einem geeigneten Augenblick über freier Fläche abzuschießen. Der Pilot habe verlangt, mit dem US-amerikanischen Nachrichten-Fernsehsender CNN verbunden zu werden, dem Chef der Feuerwehr zufolge will er das Flugzeug gegen das Gebäude der Europäischen Zentralbank steuern, dabei aber niemanden verletzen. Um seine Entschlossenheit zu unterstreichen, führt der Pilot mehrere auf Hochhäuser gerichtete Sturzflüge durch. Spekulationen darüber, dass der Mann, mit dem die Polizei bemüht ist, den Funkkontakt nicht abbrechen zu lassen, geistig verwirrt sein könnte, erhärten sich später. Gegen 17.04 Uhr dreht das Flugzeug einem Live-Bericht im ZDF-Fernsehen zufolge in Richtung Rhein-Main-Flughafen ab und folgt kurze Zeit später den Aufforderungen der Polizei, dort zu landen, wo der - wie sich herausstellt - 31jährige Pilot entwaffnet und verhaftet wird. Das eigenartige Motiv des Täters: Er habe auf die 1986 im All verglühten Astronauten der kurz nach dem Start verunglückten Raumfähre Challenger aufmerksam machen wollen. [Quellen: Zunächst ab ca. 16.20 Uhr (seit diesem Zeitpunkt habe ich eingeschaltet) Radio SWR 3 bei anfangs offenbar noch nicht ganz sicherer Quellenlage. Später zusätzlich ARD- und ZDF-Fernsehen (Nachrichten und Videotext).]
Deutschland; USA: Ein Lufthansa-Flug von Frankfurt am Main nach Mexiko-Stadt muss in Folge einer telefonischen Bombendrohung in Chicago zwischenlanden. Die Durchsuchung der Boeing 747, die mit vierhundert Menschen unterwegs war, führt jedoch nicht zu Sprengstofffunden.
Irak: Die UN-Waffeninspektoren untersuchen im Irak u.a. eine Graphitfabrik und ein Militärhospital. Außerdem werden Gebäude einer Institution untersucht, deren Ziel und Gründungszweck es eigentlich ist, mit den Waffeninspektoren zu kooperieren. Im Irak wird das als Affront gewertet. Die Inspektoren richten des weiteren einen Stützpunkt in der Stadt Mossul ein.
Tübingen, 05.01.2003 - Peter Liehr
Israel: Gegen Abend kommt es in Tel Aviv zu zwei schweren palästinensischen Selbstmordanschlägen. Einer davon wird an einem Busbahnhof, der andere in einem Schnellrestaurant in einer Fußgängerzone nur wenige hundert Meter entfernt verübt. Bilanz: mindestens 21 Tote, darunter auch die Attentäter, sowie über 100 Verletzte. Die mit Metallsplittern und Schrauben gefüllten Sprengkörper sorgen für die große Opferzahl. Der israelische Ministerpräsident Scharon sowie wichtige Kabinettsmitglieder beraten über Vergeltungsmaßnahmen. Israelische Hubschrauber greifen dann spät abends Gaza an. In der Gegend um den alten Busbahnhof, wo die beiden Attentate stattfinden, wohnen zahlreiche Gastarbeiter, von denen große Teile ins Land geholt wurden, als mit Beginn der zweiten Intifada Palästinensern verboten wurde, in Israel zu arbeiten. Es gibt dort nach Angaben von Radio SWR 2 zahlreiche Personen ohne gültige Aufenthaltserlaubnis, die nach Ablauf ihrer Aufenthaltsgenehmigung im Lande blieben und nun von einer zu diesem Zweck gesondert gegründeten Polizeieinheit aufgespürt werden. An die Verletzten unter diesen Illegalen richtet die israelische Regierung den Aufruf, trotz ihres rechtswidrigen Aufenthalts im Land medizinische Versorgung in Anspruch zu nehmen.
Tübingen, 05.01.2003 und 06.01.2003 - Peter Liehr
Türkei: In der türkischen Regierung herrscht Besorgnis über die zu erwartende Destabilisierung der arabischen Welt im Falle eines Krieges der USA gegen den Irak, auch und gerade verbunden mit der eigenen Rolle als NATO-Bündnispartner. Zudem wird befürchtet, der Krieg werde Unruhen unter der kurdischen Bevölkerung in Grenznähe zum Irak nach sich ziehen. Der türkische Ministerpräsident Gül trifft sich in Kairo mit dem ägyptischen Staatschef Mubarak, um Möglichkeiten der Vermeidung eines Krieges zu diskutieren. Außerdem appelliert er an die Mitgliedsstaaten der Arabischen Liga, alles zu tun, um einen Krieg zu verhindern, und kündigt an, sich um eine Verbesserung des arabisch-türkischen Verhältnisses einzusetzen.
Deutschland; USA: In der Sendung "Titel, Thesen, Temperamente" im ZDF-Fernsehen wird der US-amerikanische Schriftsteller Norman Mailer mitsamt seiner Ansichten zur Außen- und Sicherheitspolitik seines Landes vorgestellt. Mailer kritisiert US-Präsident George W. Bush und betrachtet dessen Kriegsvorbereitungen gegen den Irak als vorrangig in persönlichen Machtgelüsten begründet. Außerdem ist ihm nicht geheuer, dass unter den Vorzeichen der Angst vor und des Kampfes gegen den Terror derzeit in den USA zu viele demokratische Rechte beschnitten werden könnten. Besorgt ist er u.a. um die Meinungsfreiheit, er betrachtet die USA als derzeit auf keinem guten Weg, meint sogar faschistische Tendenzen zu erkennen. Dies als stark verkürzende Zusammenfassung der Sendung. Mailer, der sich bereits gegen den Vietnamkrieg wandte und in der ZDF-Reportage als ein Enfant terrible in der US-amerikanischen Literaturszene charakterisiert wird, kann ich selbst mangels näherer Kenntnisse seiner Schriften und anderer Äußerungen seinerseits nicht genau einschätzen.
Tübingen, 05.01.2003 - Peter Liehr