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Geschichte, Zeitgeschichte, Politik und Kultur chronologisch

Gedanken und Notizen zum Freitag, 16.05.2003

Bei meinen heutigen Eintragungen stütze ich mich vorwiegend auf Meldungen des ARD-Fernsehens sowie von Radio SWR 2.

Russland: Russland wird nach Plänen seiner Regierung mit neuen strategischen Waffen aufrüsten. Das atomare Arsenal soll modernisiert und aufgestockt werden. Der russische Staatschef Putin wirft den USA indirekt (ohne sie zu nennen) vor, unter dem Deckmantel des Kampfes gegen den Terrorismus zu versuchen, ihre machtpolitische Einflusssphäre sukzessive auszudehnen.

Mehrere deutsch-US-amerikanische Spitzentreffen

Berlin, Deutschland; USA: US-Außenminister Colin Powell spricht in Berlin mit dem deutschen Bundeskanzler Schröder. Die diplomatischen Formulierungen, mit denen der Verlauf der Gespräche charakterisiert wird, lässt auf heftige Auseinandersetzungen schließen. Powell trifft auch mit CDU-Oppositionsführerin Angela Merkel zusammen. Derweil wird in den USA im Weißen Haus der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sowohl von US-Vizepräsident Dick Cheney als auch von US-Präsident George W. Bush empfangen. Dass die Stimmung zwischen den Regierungen der USA und Deutschlands alles andere als frei von Spannungen ist, wird angesichts dieser zeitlich recht symbolträchtig geplanten Treffen ebenso erneut verdeutlicht wie die Tatsache, dass es der US-Regierung zugunsten geringerer Gegensätzlichkeiten in grundsätzlichen außenpolitischen Fragen lieber wäre, wenn in Deutschland eine Regierung unter Führung der CDU im Amt wäre. In regierungsnahen und rot-grünen Kreisen dürfte nunmehr empört und sicher nicht gänzlich unberechtigt über "Einmischung", "Arroganz der Macht" und dergleichen diskutiert werden. Einmischung im Wahlkampf kann man der US-Regierung deshalb nicht vorwerfen, weil der auf Bundesebene gerade erst acht Monate her ist. Dennoch, die innenpolitischen Schwierigkeiten einer nur äußerst knapp wiedergewählen Regierung - im Zusammenhang mit steigender Arbeitslosigkeit, Löchern im Finanzhaushalt, anhaltender Konjunkturschwäche und Rezessionsgefahr - diese innenpolitischen Schwierigkeiten werden auch in den USA registriert. In dieser Lage der Opposition den Rücken zu stärken ist weit mehr als nur eine symbolische Geste. Wobei just und gerade in diesem Augenblick auf die meiner Ansicht nach unsäglichen Aussagen der ehemaligen Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin während des Bundestagswahlkampfes im vergangenen Jahr verwiesen sei. Ein solcher Affront wie damals ist sicherlich nicht leicht zu überbieten und stellt andere Brüskierungen locker in den Schatten.

Tübingen, 16.05.2003 - Peter Liehr

USA; Deutschland; Europa: Im Nachrichtenmagazin Der Spiegel setzt sich der US-amerikanische Journalist Mark Hertsgaard unter der Überschrift "Wiederholung triumphiert über Wahrheit" damit auseinander, "Warum die Amerikaner den Krieg - und die Welt - mit anderen Augen sehen als die Europäer." Auch die Leserbriefe (die in groben Zügen mit Hertsgaard übereinstimmen und die Grundzüge seines Artikels nicht grundlegend relativieren) sind lesenswert.

Tübingen, 09.07.2003 - Peter Liehr

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