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Hardware

Reinigung

Wie reinige ich was an meinen Computer?

Keine Haftung...!

Zunächst sei betont, dass ich bei allen im Folgenden vorgestellten oder verlinkten Reinigungs- und Zerlegungsmethoden für Schäden, die sich aus ihrer Anwendungen ergeben, keinerlei Haftung übernehme.

Reinigungsanweisung des Herstellers lesen

Als erster Schritt sollte grundsätzlich nachgesehen werden, ob die Gebrauchsanweisung des Herstellers auch eine Reinigungsanweisung umfasst (was leider nicht immer der Fall ist). An dieser Anleitung sollte man sich orientieren können. Auch sollten durch deren Befolgung Reinigungsfehler und ein möglicherweise daraus resultierender Garantieverlust vermieden werden können.

Gehäuseoberflächen und Funktionsoberflächen

Behelfsweise möchte ich hier einen Unterschied zwischen "Gehäuseoberflächen" und - meist sensibleren - "Funktionsoberflächen" festlegen. Funktionsoberflächen unterscheiden sich von der restlichen Oberfläche eines Geräts dadurch, dass über sie die essenziellen Gerätefunktionen ausgeführt oder sichtbar bzw. zugänglich gemacht werden. Demnach ist das Vorlagenglas die Funktionsoberfläche des Scanners, die Anzeigefläche die Funktionsoberfläche des Bildschirms und das Tastenfeld die Funktionsoberfläche der Tastatur. Die im folgenden Absatz erwähnten Reinigungsmethoden beziehen sich allesamt auf Gehäuseoberflächen, sei es bei Laptops, Computergehäusen, Monitoren, Druckern, Scannern oder was sonst noch so ein Computergeräten und Peripherieapparaturen gibt. Funktionsoberflächen hingegen müssen bei der Reinigung differenzierter behandelt werden.

Gehäuseoberflächen feucht abwischen - aber Vorsicht!

Normale Gehäuseoberflächen (nicht: Funktionsoberflächen, s.u.) zu reinigen dürfte wohl für niemanden ein großes Problem darstellen. Die für viele technische Geräte gültige Reinigungsanweisung, ein leicht mit Wasser befeuchtetes, weiches Stofftuch (Baumwolle, auf sehr empfindlichen Funktionsoberflächen Mikrofaser) zu verwenden, dürfte wohl in den meisten Fällen zum Erfolg führen. Die Steigerungsstufe nach einem Tuch mit Wasser besteht in einem Tuch mit Spiritus, was bei hartnäckigerem Schmutz in den meisten Fällen zum Erfolg führen dürfte. Zwar stecken die allermeisten Oberflächen Spiritus noch ohne Probleme weg, in fragwürdigen und kritischen Fällen ist aber anzuraten, zunächst einmal an verdeckten Stellen, an denen eine leichte Beeinträchtigung des Oberflächen-Finish nicht allzu schwerwiegend wäre, ein wenig vorzutesten. Achtung: Insbesondere aufgedruckte Beschriftungen können sich in einigen Fällen durch Spiritus ablösen, ebenso können dadurch in seltenen Fällen auch Anthrazit-, Metallic- oder Glanz-Oberflächeneffekte verblassen oder ganz verschwinden - und womöglich einen farblich äußerst unschönen Kunststoff-Untergrund hervortreten lassen. Von noch "härteren" Reinigungsmitteln wie Aceton, Nagellackentferner oder Pinselreiniger ist grundsätzlich ohnehin immer abzuraten.

Funktionsoberfächen: Reinigen mit Fingerspitzengefühl

Noch sorgsamer als bei der Reinigung von Gehäuseoberflächen sollte man bei Funktionsoberfächen verfahren. Nochmals sei hier auf die Reinigungsanweisung des Geräteherstellers verwiesen.

Einige Hersteller von Scannern empfehlen passenderweise, dass Vorlagenglas mit Glasreiniger zu reinigen. Von Spiritus ist hier eher abzuraten. Unter den Bildschirmen sind TFT-Displays mit ganz besonderer Vorsicht zu behandeln. Während ein Scanner die Behandlung mit Spiritus in der Regel noch halbwegs unbeschadet wegsteckt, ist diese Flüssigkeit für ein TFT-Display Gift. Zuallererst können dadurch Oberflächenbeschichtungen beschädigt oder zerstört werden, ein weiterer Aspekt, der ein TFT-Display nachhaltig schädigen kann, ist Kälte. Weil Spiritus so ungeheuer rasch verdunstet, erzeugt er auch ungeheuer viel Verdunstungskälte und damit einen Kälteschock für das Display, der es bei jeder derartigen Behandlung eines beträchtlichen Teils seiner Leuchtkraft und Farbechtheit berauben wird. Konsequenz: Spiritus sowie andere Reinigungsmittel, die Alkohol enthalten, sollten nicht zur Reinigung von TFT-Displays verwendet werden. Also auch keine handelsüblichen Glasreiniger. Offenbar sind Displays, die auf Plasmatechnologie basieren, nicht so empfindlich gegenüber alkoholbasierten Reinigungsmethoden wie TFT-Displays - mehrere im Internet auffindbare Artikel legen dies nahe -, dennoch würde ich auch dafür nicht die Hand ins Feuer legen.

Interessante Idee: Auf einer Forumsseite wird zur Entfernung von losem Staub aufgrund seiner sehr weichen Borsten ein Backpinsel empfohlen.

Vom Reinigen zum Zerlegen

Beispiel Laptop-Tastatur

Ob man eine verdreckte Tastatur wegwerfen oder reinigen sollte, hängt sicher von ihrem Wert und vom Grad der Verschmutzung ab. Sollten einzelne Tasten aufgrund von Oxidation nur noch schwerlich oder gar nicht mehr funktionieren, so stellt sich bei der simplen Tastatur eines Desktop-Rechners wohl kaum die Frage, ob man die Tastatur zerlegen sollte, es ist die Mühe voraussichtlich nicht wert.

Anders verhält es sich, falls dies Tastatur sich als Bauteil in einem Laptop befindet. Tastatur-Funktionsstörungen kommen erfahrungsgemäß vorwiegend bei extrem häufig benutzten Geräten vor, die schon einige Jährchen im Einsatz sind und bei denen man das Wort "Herstellergarantie" schon lange nicht mehr auszusprechen wagt. Eine meiner Ansicht nach sehr nachvollziehbare Anleitung zur Reinigung von Tastaturen stellt Clemens Conrad [auch: Webconrad.com] im Internet zur Verfügung, bei Laptops gehört jedoch noch ein wenig mehr Mut dazu, die Tastatur überhaupt erst einmal auszubauen. Erfahrungsgemäß fällt das bei Markengeräten leichter, einzelne Teilbereiche in Geräteinnern sind häufig klarer voneinander getrennt, das Risiko ist geringer, dass sie sich bei Montage und Demontage gegenseitig im Weg sind. Probleme bereiten kann jedoch bisweilen auch bei Markengeräten der Anschluss des Trackpoints, der häufig mit der Platine der vor der Tastatur liegenden Maustasten verbunden ist. Vor dem Zerlegen eines Laptops ist in jedem Fall Folgendes zu empfehlen:

  • Daten gewissenhaft sichern, Computer herunterfahren und von seinem Netzteil trennen. Akku herausnehmen.
  • Als Werkzeug sind Mikro-Schraubenzieher unerlässlich. Eine Pinzette (besser zwei mit jeweils verschieden geformten Spitzen) ist ebenfalls sehr zu empfehlen, kann es doch einmal vorkommen, dass eine der kleinen Schrauben in eine Vertiefung fällt und wieder herausgefischt werden muss.
  • Statische Ladung vermeiden, denn sie kann empfindliche elektronische Bauteile zerstören. Also keine Pullover oder Klamotten tragen, die die Tendenz haben, sich statisch aufzuladen. Vor Arbeitsbeginn einen Wasserhahn oder den Erdungsanschluss einer Steckdose anfassen, um statische Ladung auf dem eigenen Körper abzubauen. Ganz sicher geht man, wenn man seinen Körper mit einem Kabel und einem metallischen Armband dauerhaft erdet, also an einen geerdeten Gegenstand anschließt.
  • Gleichartige Schrauben von andersartigen getrennt in geschlossenen Behältnissen lagern. Besonders bewährt haben sich Filmdosen (die jedes Fotogeschäft herzlich gerne in Massen spendieren wird, solange es noch Analog-Fotografen gibt). Die Filmdosen sollten entweder beschriftet oder in der Reihenfolge der Demontage in einer Reihe aufgestellt werden. Wichtig: Deckel drauf! Die Schrauben sind sehr klein, meist unwiederbringlich - und so eine Dose ist leicht umgeworfen... (also doch besser beschriften!)
  • Sollte sich das Zerlegen als kompliziert erweisen, dann lieber innehalten, Skizzen zeichnen und ggf. Digitalfotos machen.

Aus negativer Erfahrung mit anderen zu reinigenden Tasten (Taschenrechner, Fernbedienungen) rate ich auch im Falle einer Computertastatur von der Verwendung von Spiritus zur Reinigung der Leiterfolie sowie der Gumminoppenfolie mit den Druckkontakten ab. Die Funktionsfähigkeit war auf diese Weise zwar rasch wieder hergestellt, hielt aber nicht lange an. Es ist zu befürchten, dass das im Spiritus enthaltene Vergällungsmittel nach der Trocknung wieder einen dünnen Film auf der Leiteroberfläche bildet und die Tastenfunktion erschwert. Reiner Alkohol aus der Apotheke könnte hier angebrachter sein, die von Clemens Conrad vorgeschlagene Verwendung tensidhaltiger Reinigungsmittel kann ich mir jedoch auch als erfolgversprechend vorstellen, allerdings nur unter der Bedingung, dass sie äußerst gründlich wieder abgewaschen werden. In dieser Hinsicht habe ich noch keine eigenen Erfahrungen, werde sie aber, sobald vorhanden, nachliefern.

Was noch zu sagen bleibt

Nun bin ich über das Reinigen zum Zerlegen technischer Geräte gekommen, wozu man schon über ein wenig Geduld und technische Fertigkeit verfügen sollte. Ruhige Hände und eine gehörige Portion Fingerspitzengefühl sind ebenfalls unerlässlich. Üben kann man das an defekten Geräten, an denen ohnehin nichts mehr kaputt zu machen ist. (In jungen Jahren war mir auf diese Weise einmal ein Videorekorder vom Sperrmüll äußerst lehr- und hilfreich.) Respekt, aber nicht Angst vor der Technik sollte man haben; auch sollte man möglichst nicht in Panik verfallen, sobald einmal etwas nicht klappt.

Tübingen-Bühl, 11.12.2005 und 10.07.2006 - Peter Liehr

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