Zürich, Schweiz: "Wie kann die seelische Not der Gegenwart überwunden werden? Soziales Menschenverständnis - Gedankenfreiheit - Geist-Erkenntnis." - Unter diesem Titel steht ein Vortrag, den Rudolf Steiner in Zürich hält. Steiner beginnt mit der Betrachtung, dass sich in der vergangenen, insbesondere von den Griechen und Römern geprägten Kulturepoche beim Menschen die seelischen Grundlagen für Verstand und Gemüt ausgebildet hätten und dass der Mensch in der derzeitigen Kulturepoche den seelischen Entwicklungsschritt zur Ausbildung des Bewusstseins durchmache.
Diesen Unterschieden entsprechend sei auch die mehrheitlich vorhandene Gemütslage der jeweiligen Zeiträume grundverschieden. Konnten einst zwischenmenschliche Kontakte rasch geschlossen werden, so falle das dem im Prozess der Bewusstseinsentwicklung stehenden Menschen deshalb weniger leicht, weil dieser Prozess Tendenzen zu Absonderung, Isolation und Individuation, ja, auch zu Egoismus umfasse.
Verbunden mit seinen Auffassungen von Reinkarnation und Karma, widmet Steiner seine auf diese Erkenntnisse aufbauenden Überlegungen dem Phänomen-Zusammenhang von Sympathie und Antipathie, worin er eines der Hauptprobleme der laufenden Kulturepoche sieht. Anstatt solchen Zu- und Abneigungen zu verfallen, sei es an der Zeit, dass der Mensch seine Mitmenschen wertfrei betrachte. Als besonders einleuchtendes Beispiel für die Wichtigkeit solch wertfreier Betrachtung führt Rudolf Steiner den Lehrerberuf an.
So weit einige der ersten Vortragshälfte entnommene Gedankenauszüge.
Tübingen-Bühl, 13.03.2007 - Peter Liehr