Afghanistan: Die US-Angriffe gegen Stellungen der Taliban werden fortgesetzt. US-amerikanische B52-Bomber sollen vergangene Nacht zahlreiche Einsätze gegen Taliban-Stellungen geflogen haben.
Afghanistan; Pakistan: Osama Bin Laden ruft die pakistanischen Moslems zum gemeinsamen Kampf gegen die Amerikaner auf. Der Kreuzzug gegen Afghanistan müsse beendet werden.
Europa; USA: Erstmals sind Milzbrandsporen in Europa nachgewiesen worden. Sie fanden sich in der litauischen Hauptstadt Wilnius in einem an die dortige US-Botschaft gerichteten Brief. Drei Menschen, die damit in Berührung kamen, werden vorsorglich mit Antibiotika behandelt. Milzbrandsporen werden außerdem in einem Postamt in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri gefunden. Dort wird Post aus New York bearbeitet.
Welt: Die Flugpreise sind kräftig gestiegen. Gründe sind die gesunkene Nachfrage und die gestiegenen Kosten für Sicherheitsmaßnahmen. Die Lufthansa wird wohl über 30 Flugzeuge stilllegen und Kurzarbeit einführen. Auch Entlassungen sind in der Diskussion. Ungefähr so dürfte derzeit die Lage bei vielen anderen Fluggesellschaften auch aussehen. Von der akut existenzbedrohten Swissair war bereits vor Wochen zu hören. Ein walisischer Gastvortragsredner an der Universität Tübingen, der heute mit einem Flug von Manchester über London nach Stuttgart kam, berichtet folgendermaßen: Er habe dieses Mal einen anderen Linienflug für die Strecke nehmen müssen, als er es von früher her gewohnt sei, jener Flug von früher sei also offenbar mangels Rentabilität gestrichen worden. Darüber hinaus habe der Pilot des erstaunlich leeren Flugzeuges entgegen sonst gewohnten Gepflogenheiten während des gesamten Fluges immer wieder über Lautsprecher mit den Passagieren gesprochen, um ein Gefühl des Wohlbefindens zu fördern.
Italien: Auf Italiens Autobahnen kommt es zum Verkehrschaos. Die Polizei kontrolliert aufgrund von Hinweisen auf mögliche Attentate. Es herrscht Angst vor möglichen Anschlägen auf Autobahnbrücken und -tunnels. Offenbar hat der Tunnelbrand in der Schweiz die Blicke auf die Verwundbarkeit der Straßenfernverkehrsnetze gelenkt. Abzulehnen sind solche vorkehrenden Kontrollmaßnahmen sicher nicht, ob sie jedoch außer Verunsicherung etwas bringen, ist fraglich. Es wird sich zeigen, in wie weit ein gelassener Umgang mit diesen nunmehr stets wiederkehrenden Symptomen einer veränderten Welt möglich sein wird.
Tübingen, 01.11.2001 - Peter Liehr