Israel-Palästina-Konflikt: Es fällt mir schwer, die in den Nachrichten fast täglich gemeldeten Bewegungen der israelischen Armee zu verfolgen. In welche Palästinenserstädte und -gebiete sie einrückt und aus welchen sie sich wieder zurückzieht, wird im Laufe der Zeit unübersichtlich. Im Augenblick ist die Rückzugsbewegung offenbar wieder vorrangig, da die Forderung seitens der USA besteht, Israel müsse den Palästinensern wieder mehr Autonomie gewähren und einige Schritte in diese Richtung unternehmen, noch bevor der Nahost-Sondergesandte für Nahost, Anthony Zinni, wieder in der Region eintrifft. Dieser nimmt nach drei Wochen Unterbrechung heute seine Vermittlungsversuche wieder auf. Also ziehen sich israelische Truppen heute aus den Städten Jenin und Nablus im Westjordanland sowie aus einem Viertel Ramallahs zurück, dringen zeitgleich jedoch in die Stadt Hebron im Westjordanland ein und nehmen mutmaßliche Extremisten fest. Zugleich wird von Israel eine Aufhebung von Blockaden gegenüber den Palästinensern in Aussicht gestellt. Der palästinensischer Informationsminister wertet die Rückzüge jedoch als Versuch, Zinni zu beeindrucken, und somit als Schwindel. Zinni ist tagsüber auf dem Weg nach Israel. Kurz vor seinem Eintreffen am Nachmittag gibt es wieder Terrorwarnungen und die entsprechende Verschärfung der Sicherheitsvorkehrungen. Gleich nach seiner Ankunft in Jerusalem trifft er sich mit israelischen und pakistanischen Sicherheitsbeamten.
Tübingen, 03.01.2002 - Peter Liehr
Großbritannien: Der britische Premierminister Tony Blair bricht zu seiner gestern angekündigten Ostasien-Reise auf. In den nächsten Tagen wird er die Hauptstädte Neu Dehli (Indien) und Islamabad (Pakistan) besuchen und im Kaschmir-Konflikt zu schlichten versuchen. Er warnt jedoch im voraus vor überzogenen Hoffnungen in seine Vermittlungsversuche. Indien sei bereit für einen Dialog, wird gemeldet, Pakistan müsse vorher jedoch den grenzübergreifenden Terrorismus stoppen. Pakistan will aber den von Indien vorgebrachten Verhaftungs- und Auslieferungsforderungen von anti-indischen, im Kaschmirkonflikt aktiven Terroristen nicht nachkommen. So wie es momentan scheint, sind die Chancen auf eine friedliche Lösung in Kaschmir wieder gefallen, gerade auch nach dem gestrigen Anschlag auf das Parlament von Kaschmir. Heute beginnt der Südostasiengipfel in Kathmandu, den Indien heutigen Verlautbarungen von Außenminister Singh zufolge jedoch nicht zu Gesprächen mit Afghanistan nutzen will. Singh wiederholt seine Forderung, dass Pakistan entschiedener gegen Terroristen vorgehen müsse. Gespannt darf man sein, ob Blair dennoch vermittelnde Gespräche einzuleiten vermag. Der pakistanische Militärmachthaber Musharraf äußert seine Bereitschaft dazu. Der Gipfel soll drei Tage dauern. So richtig beginnt er aber offenbar heute doch noch nicht, nach morgigen Meldungen verschiebt sich sein Beginn auf übermorgen.
Tübingen, 03.01.2002 und 04.01.2002 - Peter Liehr
Afghanistan: Al-Quaida-Führer Osama Bin Laden bleibt unauffindbar. Die Suche nach ihm durch USTruppen geht ebenso weiter wie diejenige nach dem Taliban-Führer Mullah Omar.
Tübingen, 03.01.2002 - Peter Liehr
USA: Überraschende Absichtserklärungen von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld: Die USA bauen auf ihrem Marinestützpunkt in Guantanamo auf Kuba Gefängnisse für Taliban- und Al-Quaida-Kämpfer. Dorthin sollen sie unter hohen Sicherheitsvorkehrungen gebracht werden. Ich bin von diesem Entschluss äußerst überrascht. Warum ausgerechnet auf Kuba?
Tübingen, 03.01.2002 - Peter Liehr
New York City, USA: In den Ruinen des World Trade Centers werden 13 Opfer geborgen, zehn davon Feuerwehrleute. Die Zahl der geborgenen Opfer liegt noch unter 600. Es ist vermutlich nicht zu erwarten, dass viele weitere Leichen gefunden werden können, nach dem Inferno am 11.09.2001 dürfte von den Opfern nicht viel übrig geblieben sein.
Tübingen, 04.01.2002 - Peter Liehr