USA: Die Anschläge auf das World Trade Center in New York und das Pentagon bei Washington sind heute genau ein Jahr her. Soweit absehbar, wird der Tag besonnen begangen. Am Ort des ehemaligen Word Trade Centers werden die Namen der 2801 Opfer verlesen. Am wieder einigermaßen instandgesetzten Pentagon findet eine ähnliche Gedenkveranstaltung statt. Auf große Reden und außergewöhnlich patriotische Äußerungen wird deutschen Medienberichten zufolge in den USA verzichtet, obgleich US-Präsident George W. Bush den Tag zum Tag des Patriotismus erklärt. Schweigeminuten und Gedenkstunden bestimmen das Tagesgeschehen. In den USA herrscht die höchste Sicherheitsstufe, Hinweise auf einen Folgeanschlag gibt es jedoch nicht. Die US-amerikanischen und britischen Pläne, den vielbeschworenen Kampf gegen den Terror in Form eines Militärangriffes gegen den Irak und sein Regime unter Saddam Hussein fortzuführen, werden im Verlauf des heutigen Tages seitens der US-amerikanischen Regierung nicht angesprochen. Erst in einer abendlichen Fernsehansprache will sich der US-Präsident wieder diesem Thema widmen.
Palästinensische Gebiete: Palästinenserpräsident Arafat kommt einer von den Angehörigen seiner Fatah-Bewegung angedrohten Misstrauenserkärung zuvor und tritt zurück.
Hamburg, Deutschland: In Hamburg wird eine Moschee auf Terroristen hin durchsucht. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland äußert in einem ökumenischen Gottesdienst in Mainz seine Besorgnis darüber, in welch entwürdigender Weise nach dem 11.09.2001 mit moslemischen Gotteshäusern bei solchen Anlässen umgegangen werde. In den USA und andernorts äußern sich Anhänger des Islam dazu, wie sehr ihnen die Ereignisse vor Jahresfrist religiöses wie alltägliches Leben erschwert haben. Die Attentäter seien keine wirklichen Muslime gewesen, angesichts dessen, was sie der Welt - gerade auch der islamischen Welt - zugefügt hätten, so offenbar die Meinung vieler Muslime. (Vgl. auch meine Aufschriebe zum Teeabend der moslemischen Hochschulgruppe Tübingen am 30.10.2001.)
Tübingen, 11.09.2002 - Peter Liehr