Irak; USA: Aus den USA verlautet, im Falle eines Angriffes gegen den Irak habe man vier Staaten hinter sich. Der Irak verfüge mit Sicherheit über Massenvernichtungswaffen und täte gut daran, das auch zuzugeben. Dem entgegen fordert der irakische Staatschef Saddam Hussein seine Bevölkerung dazu auf, die UN-Waffenkontrolleuren zu unterstützen. Dies böte die Gelegenheit, zu beweisen, dass der Irak nicht mehr im Besitz von Massenvernichtungswaffen sei. Im Gegensatz dazu wiederum wirft der irakische Vizepräsident Ramadan den Waffenkontrolleuren Spionage vor, und der stellvertretende Ministerpräsident des Irak Tarik Aziz meint, ein Angriff der USA auf sein Land sei nahezu unvermeidlich, alles andere wäre ein Wunder. Den Eindruck, der Krieg sei vermutlich bereits jetzt beschlossene Sache, bekam man in der Tat im Laufe der letzten Tage anhand der Medienberichte. Die USA fordern mehr Härte der UN-Waffeninspekteure in ihrem Vorgehen. Tendenziell handelt es auf beiden Seiten jedoch wohl eher um einen Krieg der Worte, der sich auch nach innen richtet, da man im Irak die Inspektionen als Demütigung empfindet. In diesem Sinne äußert sich die ARD-Korrespondentin Birgit Kaspar aus Bagdad in Radio SWR 2 auch unter dem Eindruck der Äußerungen der Waffeninspekteure, denen zufolge die Waffenkontrollen reibungslos verliefen.
Israel-Palästina-Konflikt: Der israelische Ministerpräsident Scharon äußert sich einem vorübergehenden Palästinenserstaat gegenüber aufgeschlossen - und handelt sich damit Ärger im rechten Flügel seiner Regierung ein: Er werde sich im Falle seiner Wiederwahl für einen vorläufigen palästinensischen Staat nach den Vorschlägen der Amerikaner einsetzen, der aber nur dann entstehen solle, wenn zuvor eine Waffenruhe zustande käme. Feste Grenzen solle er noch nicht haben. Nur Polizei- und Sicherheitskräfte mit leichter Bewaffnung sollen erlaubt sein, der vorläufige Palstinenserstaat solle entmilitarisiert sein. Es solle auch untersagt werden, dass er sich mit Feinden Israels verbündet. Der rechte Flügel in der israelischen Regierung wertet Scharons Vorschlag als Kapitulation. Von der Arbeitspartei, mit der Scharon und sein Likud-Block nach der kommenden Wahl offenbar auch weiterhin koalieren möchte, gibt es laut Bericht von Radio SWR 2 höchstens Kritik an Details, nicht jedoch an der Sache selbst.
Tübingen, 05.12.2002 - Peter Liehr