USA; Irak: Der angekündigte Irak-Krieg, den man bisher vielleicht noch für abwendbar halten konnte, wird heute offensichtlich zu einer beschlossenen Sache. Gestern bezeichnete US-Präsident George W. Bush den heutigen Tag als Tag der Wahrheit. Dem US-Präsidenten zufolge ist die einzige verbleibende Chance für Saddam Hussein, sein Land vor einem Krieg zu bewahren, der Gang ins Exil.
Tübingen, 17.03.2003 - Peter Liehr
USA: Die Kriegserklärung erfolgt dann nach Ortszeit Washingtons am Abend, in Mitteleuropa ist bereits der 18.03.2003. Die USA sehen sich, so Präsident George W. Bush, ermächtigt, nach Ablauf von 48 Stunden zu einem Zeitpunkt ihrer Wahl den Irak anzugreifen, sollte bis dahin der irakische Diktator Saddam Hussein und seine Söhne das Land nicht verlassen haben. (Dass das so gut wie ausgeschlossen ist, dürfte in Anbetracht von Husseins bisherigen Äußerungen einleuchten.)
Die beabsichtigte zweite UN-Resolution, die eine explizite Ermächtigung zu militärischem Vorgehen hätte enthalten sollen, ist zuvor von Seiten der USA zurückgezogen worden, da sie angesichts der Ablehnung unter zahlreichen ständigen Mitgliedsstaaten im UN-Sicherheitsrat keine Chance gehabt hätte, verabschiedet zu werden.
Tübingen, 18.03.2003 - Peter Liehr
Tübingen-Bühl, 14.05.2008 - Peter Liehr
London, Großbritannien: Wichtige Kabinettssitzung zum Krieg im Irak.
Tübingen-Bühl, 28.04.2005 - Peter Liehr
Deutschland; Irak: Die letzten deutschen Botschafter verlassen heute den Irak in Richtung Jordanien. Nur wenige westliche Länder, darunter Frankreich, sind noch diplomatisch im Irak vertreten. Seit gestern Abend zieht das US-amerikanische Außenministerium sämtliche entbehrlichen Diplomaten aus dem Nahen Osten ab. Zahlreiche US-Botschaften sind bereits geschlossen. Hilfsorganisationen reduzieren ihre Mitarbeiterzahl im Irak auf ein Minimum.
Frankreich; Russland; China; Deutschland: Die Regierung der UN-Vetomacht Frankreich lehnt einen Krieg gegen den Irak weiterhin ab. Eine den Krieg legitimierende weitere UN-Resolution stehe weiterhin nicht zur Debatte. Ein Krieg sei nicht nötig, da die Untersuchungen durch die UN-Waffeninspektoren Fortschritte zeigten. Der französische Präsident Chirac richtet sich in einer Rede auch an die US-amerikanische Bevölkerung und beteuert seine trotz der Meinungsgegensätze freundschaftliche Haltung den USA gegenüber. Er widerspricht dortigen Vermutungen, Wirtschaftsbeziehungen zum Irak (Chirac zufolge nur 0,2 Prozent der französischen Exporte) oder Bekanntschaft mit der irakischen Führung (Chirac zufolge letzte Treffen Mitte der 70er Jahre, als, so Chirac anspielungsreich, die ganze Welt exzellente Beziehungen zum Irak unterhielt) seien Grund für Frankreichs Kriegsgegnerschaft. Russland und China steht einem Krieg ebenso weiterhin ablehnend gegenüber. Auch Deutschland könne und werde laut Bundeskanzler Schröder einem Krieg nicht zustimmen.
Tübingen, 17.03.2003 - Peter Liehr