Bei meinen heutigen Eintragungen stütze ich mich vorwiegend auf Meldungen von Radio SWR 2.
Indonesien: Einer der Bali-Attentäter (12.10.2002), ein 41-jähriger Mechaniker wird zum Tode verurteilt. Er hat gestanden, das Fahrzeug gekauft zu haben, in dem eine Autobombe für den Anschlag deponiert wurde. Er soll erschossen werden, seine Anwälte kündigen jedoch Berufung an.
Irak: Vor der jordanischen Botschaft in Bagdad wird mittels einer Autobombe ein Anschlag verübt. Bei diesem, bisher folgenschwersten Anschlag seit Ende des Hussein-Regimes kommen mindestens elf Menschen ums Leben, mindestens 28 werden verletzt. Eine äußere Mauer wird der Botschaft wird eingedrückt, die Gebäudemauer beschädigt, umstehende Autos zerstört. Die Berichte liefern zunächst wenig Klarheit und Hintergründe, es wird darüber spekuliert, ob Hussein-Befürworter oder Hussein-Gegner hinter dem Anschlag stehen. US-Außenminister Powell verurteilt den Anschlag und fordert, die Welt müsse gemeinsam handeln.
Iran: Im Iran herrscht Uneinigkeit darüber, ob das geforderte Zusatzprotokoll zum Atomwaffensperrvertrag, das der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA jederzeit uneingeschränkten Zugang und Kontrollen erlauben soll, unterzeichnet werden soll, wie - unter starkem weltweitem Druck - vom Iran gefordert. Sowohl Die USA als auch die EU, die andererseits seit langem intensiven wirtschaftliche Kontakt mit dem Iran pflegt, fordern die Ratifizierung, für die sich auch zahlreiche reformorientierte iranische Politiker aussprechen. Unter Konservativen herrscht die Gegnerschaft vor, einige sind sogar für den Austritt aus dem Atomwaffensperrvertrag. Ein Kritikpunkt ist, dass dem Iran Einsicht in Daten über die nuklearen Aktivitäten von Atommächten verweigert würden, die ihm eigentlich aufgrund der Mitgliedschaft im Atomwaffensperrvertrag zustünden. Zudem wird die Atommacht Israel kritisiert, die dem Atomwaffensperrvertrag nicht beigetreten ist.
Israel; Palästina: In Jericho werden von der israelischen Armee acht palästinensische Sicherheitsbeamte festgenommen. Sie sollen radikalen Gruppen angehören und sich an antiisraelischen Aktivitäten beteiligt haben. In diesem Zusammenhang wird der Vorwurf geäußert, die Reichweite der palästinensische Kassam-Raketen sei erhöht worden, so dass damit der Amtssitz des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon getroffen werden könne.
Liberia: Die Diskussionssendung "Forum" auf Radio SWR 2 widmet sich dem Bürgerkrieg und den Befriedungsmaßnahmen in Liberia. US-amerikanische Kriegsschiffe laufen derzeit auf die Küste Liberias zu. Wie sehr sich die USA in Liberia engagieren, ist jedoch vorerst offen. Einer der Diskussionsteilnehmer wertet die Haltung der USA in dieser Hinsicht als sehr zögerlich, was auch an der im Falle Liberia großen Kooperationsbereitschaft der Vereinigten Staaten mit der UNO sichtbar werde. Die Beispiele der Bürgerkriege in Sierra Leone und Kongo hätten bereits gezeigt, dass die USA immer in denjenigen Fällen besonders gut mit den Vereinten Nationen zusammenarbeiteten, in denen "sie selbst nicht hinwollen". Wo es um wirkliche strategische Interessen ginge (Beispiel Irak), ließe man die UNO hingegen außen vor. Liberia sei jedoch in so gut wie jeder Hinsicht völlig zugrunde gerichtet, und ein jetziges Eingreifen würde wohl zwangsläufig auf ein langfristiges und kostspieliges Engagement herauslaufen, dem die USA skeptisch gegenüberstehen. Dem steht jedoch der Gedanke des Kampfes gegen den Terror gegenüber. US-amerikanische Strategen haben erkannt, dass heruntergewirtschaftete, im Chaos versunkene Länder bevorzugt als Rückzugsorte für terroristische Organisationen und Netzwerke genutzt werden. Die Bürgerkriege in Liberia und Sierra Leone hingen eng miteinander zusammen. Kritisiert wird in der Sendung, dass seit Jahren der Rücktritt von Präsident Taylor gefordert werde, es jedoch keinerlei Planung für die Zeit nach ihm gebe. Wird es ein langfristiges internationales Engagement in Liberia geben? Kann der Diamantenschmuggel - "ein echtes Globalisierungsproblem" - eingedämmt werden? Außerdem wird die Rolle Frankreichs in Liberia diskutiert, das ursprünglich lange Zeit Taylor unterstützte, als er selbst noch Rebellenführer war, und noch lange Zeit darüber hinaus. Das französische Interesse habe sich in letzter Zeit jedoch grundlegend gewandelt. Auf die Frage hin, wie sich Deutschland dem Konflikt in Liberia gegenüber verhalten solle, herrscht Zurückhaltung vor. Deutschland tue bereits sein möglichstes in anderen Krisengebieten. Ab Oktober soll eine international gestützte UNO-Präsenz in Liberia den Frieden sichern. Die Gewalt der Kindersoldaten, die derzeitigen Presse- und Medienberichten zufolge skrupellos morden, foltern und verstümmeln, wird ebenfalls diskutiert. Einem der Gesprächspartner zufolge muss man die demographische Struktur des Landes in die Kalkulation einbeziehen. In einem Land, in dem die Hälfte der Bevölkerung unter 18 sei, in dem Kinder früher als im europäisch-nordamerikanischen Kulturkreis als erwachsen behandelt (z.B. verheiratet) würden, sei es weitgehend normal, wenn Menschen unter 18 Jahren auch Soldaten würden. Ein anderer Diskutierender gibt das No-Future-Problem in der jungen Generation zu bedenken. Länder, die eine Jugendarbeitslosigkeit von über 65 Prozent hätten - und dazu gehört Liberia - solche Länder seien grundsätzlich kriegsgefährdet.
Tübingen, 07.08.2003 - Peter Liehr