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Geschichte, Zeitgeschichte, Politik und Kultur chronologisch

Gedanken und Notizen zum Mittwoch, 06.08.2003

Bei meinen heutigen Eintragungen stütze ich mich vorwiegend auf Meldungen von Radio Bayern 1 und SWR 2.

Deutschland; Afghanistan: Die Fluggesellschaft LTU fliegt erstmals Kabul an. Die Passagiere sind hauptsächlich zurückkehrende Flüchtlinge. Ab sofort wird die LTU eine wöchentliche Direktverbindung zwischen Düsseldorf und Kabul einrichten.

Indonesien: Die indonesische Regierung kündigt in Reaktion auf das gestrige Attentat verstärkte Sicherheitsmaßnahmen für Hotels und ähnliche Gebäude an. Der Anschlag wird von der indonesischen Polizei mit demjenigen auf der Touristeninsel Bali am 12.10.2002 verglichen, den eine radikalislamische Gruppe durchgeführt haben soll, die offenbar mit dem Terrornetzwerk Al Quaida in Kontakt steht.

Türkei: Die Türkei beginnt mit der Eingliederung ehemaliger PKK-Aktivisten. Nur der ranghöchste Führungskader, der aus etwa 10 bis 15 Menschen besteht, soll von einer möglichen, an Bedingungen geknüpften Amnestie ausgeschlossen bleiben. Kurdenverbände im Nordirak begrüßen die Initiative der türkischen Regierung.

Israel; Palästina: Freigelassene palästinensische Häftlinge werden mit Bussen in den Gaza-Streifen und ins Westjordanland gebracht.

Die USA und die Zukunft der nuklearen Abschreckung nach dem Kalten Krieg

Hiroshima, Japan; USA: Die USA scheinen die Atombombe zu verehren wie Gott, meint der Bürgermeister von Hiroshima in einer Rede zum 58 Jahrestag des Abwurfes der Atombombe, in der er auch direkt (und vermutlich mit gezieltem Seitenblick auf Nordkorea und die USA) dazu auffordert, nach Hiroshima zu kommen und sich die Folgen eines Nuklearkrieges einmal direkt vor Augen zu führen. In den USA wird derzeit die Zukunft nuklearer Waffensysteme wieder intensiv diskutiert. Kleine Bomben sollen möglicherweise entwickelt werden, nicht zuletzt mit Blick auf die Bedrohung durch biologische und chemische Waffen, wie sie nach dem 11.09.2001 vorkam. So ist bekannt, dass die Gammastrahlen einer Atombombe Milzbrandsporen vernichten. Schon im Afghanistan-Krieg wurde der mögliche Einsatz bunkerbrechender Waffen mit Nuklearsprengköpfen diskutiert, und solche Gedankenexperimente werden bis heute fortgesetzt, jedoch nach wie vor mit viel Skepsis. Um eine unterirdische Bunkeranlage, wie gewüscht, "falloutfrei" zu zerstören (wobei der Begriff "falloutfrei" anzunehmenderweise mit einem äußerst "tolerant" angesetzten Strahlengrenzwert verbunden sein dürfte), müsste sich die Bombe vor der Detonation viele Meter weit in den Boden eingraben, was technisch schlichtweg nicht zu machen und damit illusorisch ist, weswegen für die nukleare Zerstörung unterirdischer Wehr- und Festungsanlagen hoher "kollateraler Schaden" mit einkalkuliert wird.

Dennoch soll die Entwicklung von Waffensystemen in diese Richtung weiter betrieben werden, um - Logik der Abschreckung - mögliche Gegner davon zu überzeugen, dass der Bau ausgedehnter unterirdischer Schutz- und Verteidigungsanlagen sinn- und zwecklos ist. So hat das Pentagon für den zweiten Teil der Woche zahlreiche Nuklearstrategen, unter denen einige eben auch über eine neue Art falloutfreier Bombe nachdenken, nach Nebraska zu einem Geheimtreffen eingeladen.

Der US-Kongress hat bereits das zehn Jahre alte Gesetz zum Stopp der Weiterentwicklung nuklearer Waffen gelockert. Erneute Atomtests sind unter dieser Prämisse sicherlich auch zu erwarten, schon alleine deswegen, weil nukleare ebenso wie konventionelle Abschreckung nach militärischer Logik erst dann wirksam ist, wenn sie in der Praxis bewährt, dokumentiert und belegbar ist.

Tübingen, 06.08.2003 - Peter Liehr

Irak: Bei einem Schusswechsel werden zwei US-Soldaten getötet.

Tübingen, 07.08.2003 - Peter Liehr

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