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Geschichte, Zeitgeschichte, Politik und Kultur chronologisch

Gedanken und Notizen zum Mittwoch, 03.09.2003

Bei meinen heutigen Eintragungen stütze ich mich vorwiegend auf Meldungen von Radio SWR 2.

Israel-Palästina-Konflikt: Palästinenserpräsident Arafat erklärt den Nahost-Friedensplan für tot. Er könne sich nicht mehr vorstellen, dass sich die Hamas erneut auf eine Waffenruhe einließe, so Arafat. Grund dafür seien die von der israelischen Armee ausgeführten gezielten Tötungen sowie das Ende der Friedensbemühungen von Seiten der USA, die hauptsächlich mit dem Irak sowie dem anstehenden Präsidentschaftswahlkampf beschäftigt seien. Das palästinensische Parlament will sich aus dem Konflikt zwischen Arafat und Abbas heraushalten. Morgen wird es eine Aussprache angesichts der ersten hundert Tage Amtszeit von Abbas geben.

Tübingen, 03.09.2003 - Peter Liehr

USA; Lateinamerika: Die USA wollen der UNO im Irak nun doch eine etwas wichtigere Rolle zukommen lassen. Der Irak soll von einer multinationalen Truppe unter US-Kommando befriedet werden. Darauf, dass ein US-General die Truppe befehligen soll, beharrt die US-Regierung. US-Außenminister Powell meint, er habe über den bereits von den USA ausgearbeiteten Entwurf der entsprechenden UN-Resolution unter anderem bereits mit den Außenministern Deutschlands, Frankreichs und Russlands sowie mit UN-Generalsekretär Kofi Annan gesprochen. Die USA drängen auf die rasche Verabschiedung des Resolutionsentwurfes, der übermorgen im Weltsicherheitsrat eingebracht werden soll. Gleichzeitig mit der Einbindung der Weltgemeinschaft in den Irakkonflikt soll auch die Bildung einer autonomen Regierung im Irak vorangetrieben werden. Erste Reaktionen anderer UNO-Mitgliedsstaaten bleiben zurückhaltend.

Tübingen, 03.09.2003 und 04.09.2003 - Peter Liehr

Ökologie, Gentechnik und wirtschaftliche Interessen - ein Blick auf US-lateinamerikanische Verhältnisse

Auf Radio SWR 2 läuft abends zwischen 21.00 und 22.00 Uhr ein Radio-Feature von Karl-Ludolf Hübener mit dem Titel "Befreier, Folterer und Satrapen - Lateinamerikanische Militärs", von der ich leider nur das letzte Drittel zu hören schaffe. Über den Blick auf lateinamerikanische Militärregime der Vergangenheit und ihre Verstrickungen mit den USA hinaus ist darin besonders die Sicht auf die Situation der jüngsten Vergangenheit sowie die heutige Lage interessant. Die wirtschaftlichen Interessen der Vereinigten Staaten bei seinen südlichen Nachbarn werden beleuchtet und über Gründe US-amerikanischer Truppenpräsenz aus diesem Blickwinkel nachgedacht. Zum Schluss wird auf zwei sehr zeitgenössische, neue Konfliktpotentiale und -ursachen abgehoben:

  • Einerseits den seit einigen Jahren immer häufiger genannten, weil immer wahrscheinlicher werdenden Konfliktgrund des Zugangs zu Wasserressourcen, der in einigen Fällen bereits Realität geworden ist. In diesem Zusammenhang wird auch über US-amerikanische Interessen am Amazonaswasser spekuliert (für mich im Augenblick wegen der großen Transportdistanzen nicht sehr einleuchtend).
  • Andererseits den Faktor Artenvielfalt - und der ganz besonders bezogen auf Brasilien und das dortige Amazonasbecken. Auf der einen Seite hat die Vernichtung des brasilianischen Urwalds jüngst wieder etwas an Geschwindigkeit zugenommen - eine Tendenz, der Umwelt- und Artenschützer mit Recht vehement entgegentreten. Demgegenüber werden genau deren Interessen zunehmend von einer ganz anderen Seite vertreten und unterstützt. Große Unternehmen, die an der patentrechtlichen Verwertung pflanzlichen Erbguts interessiert und im Pharma-, Kosmetik-, Ernährungs- und Gentechnik-Bereich tätig sind, brauchen die Artenvielfalt ebenfalls - als genetische Grundlage neuer Produkte. Sie sind deshalb in den letzten Jahren dazu übergegangen, zunehmend häufig Erkundungsteams nach "Amazonien" zu schicken, um Pflanzenproben zu sammeln und so möglichst als erste ein Patent auf daraus nutzbare Gensubstanz zu erwerben.

Die heutige Radiosendung, der ich den Großteil der hier aufgeführten Aspekte entnehme, führt in letzterem Interessenzusammenhang Spekulationen über ein denkbares militärisches Eingreifen der USA auf, unter der Devise, nachzuhelfen, wenn Brasilien nicht in der Lage sei, sein "Weltnaturerbe" (Begriff von mir, P. L.) selbst ausreichend zu schützen. Eine Unterstützung solch interessengeleiteter militarisierter Außenpolitik, sollte es dazu kommen, wäre von Seiten einiger Naturschützer einerseits zwar durchaus denkbar, andererseits würden meiner Auffassung nach den USA unter der Regierung Bush, die sich der Unterzeichnung des Weltklimaabkommens von Kyoto versagte und auch in den letzten Jahren immer wieder bemüht sein musste, katastrophal ausgefallene Studien zu Umweltschutz und Umweltzerstörung herunterzuspielen, Argumentationsgrundlage und Glaubwürdigkeit dafür fehlen, im Ausland mit militärischen Mitteln ökologische Interessen durchzusetzen.

Tübingen, 03.09.2003 - Peter Liehr

Simbabwe: Die Redaktion der einzig freien Tageszeitung Simbabwes wird besetzt. Die Zeitung wird verboten.

Tübingen-Bühl, 22.09.2005 - Peter Liehr

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