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Geschichte, Zeitgeschichte, Politik und Kultur chronologisch

Gedanken und Notizen zum Mittwoch, 23.11.2005

Bei meinen heutigen Eintragungen stütze ich mich vorwiegend auf Meldungen von Radio SWR 2 sowie auf die Tagesschau im ARD-Fernsehen.

Vatikan

Schwule und die katholische Kirche

Vatikan: Der Vatikan plant in Kürze die Veröffentlichung eines von langer Hand vorbereiteten Dokumentes (acht Jahre Erarbeitungszeit) über das Verhältnis der katholischen Kirche zu Homosexuellen und zur Homosexualität. Dem Dokument nach, von dem nun eine Vorabversion an die Öffentlichkeit kam, sind Schwule als katholische Geistliche ungeeignet, sie wiesen nicht die nötige Gefühlstiefe auf.

Auch solchen Personen, die die "schwule Kultur unterstützen" (so die schwammige Formulierung), wird das Priesteramt verweigert. Das Verschweigen der eigenen Homosexualität durch Anwärter zum Priesteramt - ein Amt, in dem es bekanntermaßen nicht wenige Homosexuelle gibt, die sich vor dem Eingeständnis ihrer Neigung nun auch weiterhin und vermutlich noch stärker fürchten dürften - wird als äußerst unstatthaft bezeichnet. Sollte es sich bei Homosexualität um ein "vorübergehendes Problem" in der Jugend gehandelt haben, so ist es den Betroffenen jedoch gestattet, ein Priesterseminar zu besuchen, jedoch erst nach drei Jahren Wartezeit, in denen die von der katholische Kirche abgelehnte gleichgeschlechtliche Neigung nachhaltig abgelegt werden soll.

Der Vatikan wendet sich nachdrücklich gegen die gesellschaftliche Ausgrenzung Homosexueller, betrachtet jedoch zugleich homosexuelle Akte als schwere Sünde. Insgesamt entsteht der Eindruck, als betrachtete die katholische Kirche gleichgeschlechtliche Neigungen als - heilbare - Krankheit, eine Sichtweise, die ich in keiner Weise teilen kann.

Weltweit reagieren verschiedene kirchennahe Organisationen, die für eine liberalere Ausrichtung der katholischen Kirche eintreten (u.a. Human Rights Contain in den USA), enttäuscht über das Dokument, das Medienangaben zufolge deutliche Spuren der theologischen Ansichten von Papst Benedikt XVI aufweist. Breite, heftige Kritik, der ich mich anschließe, kommt außerdem von vielen Medienkommentatoren, von Menschenrechtsorganisationen sowie natürlich von Homosexuellen.

Deutschland; Paris, Frankreich; Brüssel, Belgien: Die gestern neu gewählte deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel reist zu einem ersten Gespräch und gemeinsamen Essen mit dem französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac. Merkel betont die weiterhin wichtige Rolle der deutsch-französischen Beziehungen und lädt Chriac Anfang Dezember nach Berlin ein. Anders als Chirac spricht sie jedoch nicht von einer deutsch-französischen Achse. Im Anschluss an die Pariser Gespräche reist Merkel nach Brüssel zu einer Unterredung mit NATO-Generalsekretär de Hoop Scheffer. Merkel plant, wie sie de Hoop Scheffer gegenüber äußert, an der bisherigen deutschen Haltung gegenüber dem Irakkonflikt festzuhalten, was bedeutet: Keine Beteiligung der deutschen Bundeswehr an Ausbildungsmaßnahmen irakischer Soldaten innerhalb des Irak, sondern weiterhin in anderen Ländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten. Merkel spricht sich des weiteren für eine stärkere Rolle der NATO aus, insbesondere, was das transatlantische Verhältnis angeht. Anschließend spricht sie mit EU-Kommissionspräsident Barroso über Finanzfragen, sprich: über geforderte die Erfüllung des europäischen Stabilitätspaktes durch Deutschland.

Israel: Israels Präsident Moise Kazav stimmt einer Auflösung der Knesset zu und macht damit den Weg frei für Neuwahlen - voraussichtlich am 28.03.2006.

Frankreich: Ende des Eisenbahnerstreits. Staatspräsident Jacques Chirac kommt den Forderungen der streikenden SNCF-Mitarbeitern entgegen und sichert ihnen außerdem zu, dass die französische Eisenbahn nicht privatisiert werden wird.

China; Vietnam: Eine 35-jährige chinesische Bäuerin stirbt an der Vogelgrippe. Sie ist das zweite bekannte Vogelgrippe-Opfer in der Volksrepublik. Ein weiterer infizierter Chinese ist derzeit bekannt. Weltweit wurden bislang etwa 130 Infizierte registriert, ungefähr die Hälfte davon ist bereits gestorben. Am stärksten von Vogelgrippe-Infektionen betroffen ist die vietnamesische Bevölkerung.

Europäische Union; USA: Der Europarat reagiert mit einer Untersuchung auf die in den vergangenen Monaten immer wieder aufgekommenen Verdächtigungen, Hinweise und Vorwürfe, denen zufolge der US-amerikanische Geheimdienst CIA in osteuropäischen Ländern geheime Gefängnisse unterhält und auf ebenso geheime Weise Gefangene dorthin transportieren lässt.

Harbin, China; Russland: In der gesamten Neun-Millionen-Einwohner-Stadt Harbin wird das Leitungswasser abgestellt. Anlass ist ein Unfall in einem Chemiewerk, das in der Nachbarprovinz in 400 Kilometern Entfernung flussaufwärts am Fluss Song Hua gelegen ist und bei dem große Mengen an Chemikalien, darunter Benzol, in den Fluss gelangten. Die chinesische Regierung warnt außerdem Russland vor der Umweltkatastrophe, da der verseuchte Fluss Song Hua in den russisch-chinesischen Grenzfluss Amur mündet.

Deutschland; Iran: Der deutsche Bundesaußenminister Frank Walter Steinmeier fordert den Irak auf, wieder über sein Atomprogramm zu verhandeln. Es müsse sichergestellt werden, dass der Iran kein atomwaffenfähiges Material produziere.

Tübingen-Bühl, 23.11.2005 - Peter Liehr

Deutschland

Deutschland: Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz Gaethkens tritt überraschend zurück.

Tübingen, Baden-Württemberg, Deutschland: Götz Adriani gibt die Leitung der Tübinger Kunsthalle ab.

Tübingen-Bühl, 23.11.2005 - Peter Liehr

Deutschland: Der Skandal über verdorbenes Geflügelfleisch scheint weitgehend aufgeklärt zu sein. Eine Firma aus Schleswig-Holstein hat 84 000 Tonnen verdorbenes in Putenhackfleisch aus Dänemark importiert, offensichtlich umdeklariert und weiterverkauft. 200 Tonnen davon werden in Kühlhäusern sichergestellt. Weitere Lebensmittelskandale sind aber offensichtlich absehbar, der vorliegende Fall ist nur zufällig aufgedeckt worden und der Handel mit Fleischprodukten kurz vor Ablauf des Verfallsdatums grassiert.

Tübingen-Bühl, 23.11.2005 und 24.11.2005 - Peter Liehr

Usbekistan; Afghanistan; Nordatlantikbündnis: Von Januar 2006 an wird die NATO nicht mehr von Usbekistan aus in Afghanistan operieren dürfen. Die usbekische Regierung verlangt den Abzug aller ausländischen Truppen aus dem Land.

Tübingen-Bühl, 23.11.2005 - Peter Liehr

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