Bei meinen heutigen Einträgen stütze ich mich überwiegend auf Informationen von Radio SWR 2.
Irak: Über den Stand der Bodenoffensive gibt es am Morgen keine verlässlichen Angaben. Die britischen und US-amerikanischen Soldaten wurden und werden bisher nicht gerade als Befreier im Nordirak begrüßt. Auch von Volksgruppen, von denen das offenbar nicht erwartet wurde, wird in den letzten Tagen heftiger Widerstand gemeldet. Es soll allerdings mittlerweile auch zu ersten Erhebungen gegen das irakische Regime gekommen sein. Die US-Armee räumt ein, man habe am Morgen auch Wohngebiete getroffen, in denen Flugabwehrstellungen stationiert gewesen seien. Von insgesamt bis zu 1 000 getöteten Irakern ist heute unter Bezugnahme auf einen US-Offizier die Rede. Außerdem seien vor Basra elf Panzer der USA zerstört worden.
Irak: Die Sendungen des irakischen Fernsehens fallen bis heute Morgen mehrere Stunden lang aus. Um das Thema "Krieg der Bilder - Die Funktion der Medien im Irak-Krieg" geht es in der Diskussionssendung "Forum" von Radio SWR 2.
Großbritannien; Washington, USA: Der britische Premierminister Tony Blair reist nach Washington, um sich mit US-Präsident George W. Bush über das weitere Vorgehen im Irak zu beraten.
Deutschland: Am gestrigen Abend entschied das Bundesverfassungsgericht, dass zum derzeitigen Einsatz deutscher Soldaten in AWACS-Aufklärungsflugzeugen an der türkisch-irakischen Grenze kein gesonderter Parlamentsentscheid nötig ist. CDU, CSU und FDP fordern daraufhin ein Entsendegesetz, das klare Maßstäbe für solche und ähnliche Einsätze festlegt und dem zufolge einen Parlamentsentscheid notwendig werden soll.
Deutschland: Die Bundesregierung wird sich nach Aussage des Bundestagsabgeordneten der Grünen Winfried Herrmann am Wiederaufbau des Irak nicht mit Soldaten beteiligen. Herrmann dementiert damit nach Angaben von Radio SWR 2 einen anders lautenden Bericht der Bild-Zeitung.
Deutschland; USA: In Deutschland lebende US-Amerikaner erleben den Krieg gegen den Irak auf höchst unterschiedliche Weise. Etwa 100 "Berliner" US-Bürgerinnen und -Bürger demonstrieren in diesen Tagen gegen den Krieg. Dagegen fühlen sich viele derer, die hinter dem Krieg stehen, zunehmend isoliert, und das halte ich für problematisch, lasse ich mich doch bislang nicht von der Auffassung abbringen, dass auch in dieser Hinsicht Gesprächsoffenheit den konfrontativen Charakter von Demonstrationen und Protestveranstaltungen nicht nur ergänzen, sondern zumindest in Teilen auch mitprägen sollte. Wer innerhalb einer Demonstration gerade wieder einmal in seiner Meinung bestärkt (oder, wie man bei einigen "schärferen" Ansprachen dort auch sagen könnte, "auf Linie gebracht") wurde, sollte nicht vergessen, dass ein anderes Vorgehen als die sture Bekundung der eigenen felsenfesten Überzeugung wichtig ist, wenn man jemand anderen nicht einfach überreden und mitreißen, sondern überzeugen möchte. Man muss sich nach meiner Auffassung zunächst auf Standpunkt, Weltsicht und Argumente seines Gegenübers einlassen und auch gegenber dessen Auffassungen und Erfahrungen durchlässig sein. Überzeugen kann ich dann, wenn ich bereit bin, jemanden dort abzuholen, wo er steht. Das schließt mit ein, dass auch ich mich Überzeugungsversuchen aussetze, dass womöglich auch meine Meinung nicht unverrückbar ist. Und es ist zugegebenermaßen gerade in Zeiten emotionalisierter Argumentation und oft einseitiger Medienberichte mit teils propagandistischen Hintergründen sehr, sehr anstrengend.
Deutschland; Irak: Der irakische Kulturverein in Deutschland organisiert zur Zeit eine große Geldsammlung für Projekte des Wiederaufbaus im Irak. Das ist mit das einzige, was deutsche Exiliraker, verständlicherweise auf "glühenden Kohlen sitzend", derzeit für ihr Land tun können.
Weilheim an der Teck, 26.03.2003 - Peter Liehr