Bei meinen heutigen Eintragungen stütze ich mich vorwiegend auf Meldungen von Radio SWR 2 und Deutschlandfunk.
Rottenburg am Neckar, 26.11.2013 - Peter Liehr
Vatikan: Papst Franziskus I fordert in einem in lateinischer Sprache unter dem Titel "Freude des Evangeliums" stehenden, 180 Seiten starken apostolischen Lehrschreiben, einer Art Regierungserklärung seines Pontifikats, konkrete Schritte zur Reform der katholischen Kirche, und zwar auf allen Ebenen. Man dürfe vom Papst selbst nicht endgültige Antworten fordern, so Franziskus I, der vor einer übertriebenen Zentralisierung der Kirche warnt, die deren Leben erschwere. Der Papst fordert eine heilsame Dezentralisierung und mehr Mitsprache für die Ortsbischöfe. Hinsichtlich einer Zulassung geschiedener Wiederverheirateter zur heiligen Kommunion meint Franziskus I, die Türen der Sakramente dürften nicht aus einem beliebigen Grund geschlossen werden. Die Eucharestie sei keine Belohnung für die Vollkommenen, sondern ein Heilmittel für die Schwachen. Franziskus I nennt das herrschende Finanz- und Wirtschaftssystem ungerecht. Frauen sollen dem Willen des Papstes zufolge bei wichtigen Fragen stärker beteiligt werden, auch wenn das Priesteramt weiterhin den Männern vorbehalten bleiben soll. Auch in den Themen Scheidung und Sex vor der Ehe bleibt der Papst bei der bisherigen ablehnenden Linie der katholischen Kirche. Die konservative Grundtendenz des Heiligen Stuhls bleibt damit weiter bestehen. Dennoch: Erfrischend am päpstlichen Lehrschreiben ist das, was als gewichtungsspezifische Richtigstellung zu betrachten ist: Scheidung ist offenbar fortan nicht mehr als sakramentaler Ausschluss- und somit Quasi-Verbannungs-Grund aus der Kirche zu betrachten.
Rottenburg am Neckar, 26.11.2013 und 30.11.2013 - Peter Liehr
In seinen dem derzeit vorherrschenden, krankenden Wirtschaftssystem gewidmeten Passagen lehnt der Papst Francis Fukuyamas Auffassung vom "Ende der Geschichte" mit Nachdruck ab und betrachtet die Menschheit angesichts der herrschenden sozialen Schieflagen als von einem Ende der Geschichte weit entfernt.
Rottenburg am Neckar, 01.12.2013 - Peter Liehr
Deutschland; Vatikan: Die Deutsche Bischofskonferenz würdigt das Schreiben des Papstes als Wegweiser zu einem neuen Aufbruch.
Rottenburg am Neckar, 26.11.2013 - Peter Liehr
Berlin, Deutschland: Beratungen von Union und SPD über den Koalitionsvertragsentwurf in der SPD-Parteizentrale, des Vormittags Tagung in kleinem Kreis, nachmittags Beratungen in größerer Runde. Die strittigen Punkte, darunter der Mindestlohn, die doppelte Staatsbürgerschaft, die Pkw-Maut und die künftige Rentenpolitik, werden besprochen.
Deutschland: Der Bundesdatenschutzbeauftragte Schaar beklagt den starken Anstieg von Kontodatenzugriffen durch Behörden. Die Kontenzugriffsmöglichkeiten, die ursprünglich 2002 ausschließlich für den Kampf gegen den Terror eingeführt wurden, seien auf das unbedingt Nötigste zu beschränken. Inzwischen wird die Möglichkeit von Finanzämtern, Jobcentern und Gerichtsvollziehern genutzt.
Deutschland: Vorstellung des Sozialberichts für 2011. Die Zahl der von Armut betroffenen stieg in den letzten Jahren an. Trotz gestiegener Beschäftigung sind zunehmend mehr Menschen in Deutschland von Armut bedroht. Die Stellenzahl steigt, das Stellenvolumen dagegen sinkt, da es immer mehr Teilzeitstellen gibt. Besonders armutsgefährdet sind die 55- bis 64-Jährigen. Deren Rentenniveau wird, wie der Sozialbericht befürchtet, künftig in keinem anderen europäischen Staat so niedrig sein wie in Deutschland.
Deutschland: Der Bundesverfassungsschutz zeigt sich besorgt über die Zunahme der Salafisten in Deutschland. Es soll deren inzwischen 5 500 geben.
Frankfurt am Main, Hessen, Deutschland: Tod des Schriftstellers Peter Kurzeck.
Kattowitz, Polen; Deutschland: Debatte in Kattowitz zwischen deutschen und polnischen Museumspädagogen und -historikern über die Art der Geschichtsvermittlung in Museen.
Thailand: Vorgehen der Justiz gegen Anführer der Protestbewegung. Gegen einen früheren Vizeregierungschef wird Haftbefehl erlassen.
Iran: Der iranische Ministerpräsident Rohani strebt eigenen Angaben nach eine vollständige Lösung im Atomkonflikt an. Der Weg dahin sei allerdings noch lang, so Rohani.
Westjordanland, Palästina; Israel: Die israelische Armee tötet bei einem Einsatz im Westjordanland drei Palästinenser. Nach Angaben des israelischen Inlandsgeheimdienst soll es sich um salafistische Islamisten gehandelt haben, in deren Auto Sprengstoff und Materialien zum Bombenbau gefunden. Die Getöteten sollen einen Anschlag vorbereitet haben.
Europäische Union: Kompromissfindung in der Auseinandersetzung über neue EU-Abgasnormen für Autos.
Kairo, Ägypten: Der gestern als verschwunden gemeldete deutsch-ägyptische Publizist Hamed Abdel Samad taucht wieder auf. Er befindet sich derzeit in der Obhut des deutschen Botschafters in Kairo.
USA; Afghanistan: Afghanistans Präsident Hamid Karsai verschiebt während eines USA-Besuchs das Sicherheitsabkommen mit den USA. Die US-Regierung lehnt den Entschluss brüsk ab.
Rottenburg am Neckar, 26.11.2013 - Peter Liehr
Zürich, Schweiz: "Zeitenwende: Auftakt einer kritischen Rudolf-Steiner-Ausgabe". Unter diesem Titel veröffentlicht Helmut Zander in der Neuen Züricher Zeitung einen Artikel über das Kooperationsprojekt des Stuttgarter Verlags Frommann-Holzboog und des Dornacher bzw. Baseler Rudolf-Steiner-Verlags zur Veröffentlichung einer kritischen Ausgabe von Rudolf Steiners Schriften. Zander, der die seiner Auffassung nach quasi revolutionäre Initiative ausdrücklich als gelungen lobt, kritisiert zugleich die in der Einleitung des Herausgebers Christian Clement zutage tretende unzureichende Unabhängigkeit von inneranthroposophischem Denken, so seine Sicht. Nebst "Steinerschen Denkformen" folge diese "Steiners autobiografischer Leseanweisung, wonach die Theosophie eine bloss 'gewisse äusserliche Verbindung' in seinem Leben gewesen sei" - eine Betrachtung, die Zander nicht teilt. Dies bringt er u.a. bereits vor dieser Textstelle zum Ausdruck, indem er auf Steiners schon 1901 erfolgte intensive Beschäftigung mit Annie Besants Werk Esoterisches Christentum hinweist. Zudem moniert Zander, Clements Einleitung zeige, dass dieser die zu Steiners Zeiten im Betrachtungsfokus stehenden Werke nur in sehr unzureichendem Maße kenne. Durch diese Schwächen werde die editorische Leistung jedoch insgesamt nicht geschwächt, so Zander. Auch die Einleitung behalte trotz solch anthroposophisch vorgeprägter und damit unzureichend neutraler Ausrichtung ihren zum Verständnis Steiners beitragenden Wert.
Rottenburg am Neckar, 22.12.2013 - Peter Liehr