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Geschichte, Zeitgeschichte, Politik und Kultur chronologisch

Gedanken und Notizen zum Freitag, 04.07.2003

Bei meinen heutigen Eintragungen stütze ich mich vorwiegend auf Meldungen von Radio SWR 2, Deutsche Welle und Deutschlandfunk.

Irak: In der vergangenen Nacht wird ein Soldat einer US-Panzerdivision erschossen. US-Soldaten töten ihrerseits elf Iraker, die nach US-Angaben planten, sie in einen Hinterhalt zu locken. Einem heutigen, sehr scharfen Kommentar von Jörn Blaschke auf Radio SWR 2 nach läuft im Irak so gut wie alles schief. Die USA begingen demnach seit dem Tag, an dem das Regime gestürzt wurde, jeden nur möglichen Fehler. So stürmten z.B. bei Hausdurchsuchungen männliche Soldaten in Räume, in denen sich Frauen aufhielten, ein Tabu für gläubige Moslems. Insgesamt vermittelt Blaschkes Kommentar, der noch zahlreiche weitere Verfehlungen aufs schärfste kritisiert, ein Bild von der US-Präsenz als Elefant im Porzellanladen.

Qatar: Der arabische Fernsehsender Al Jazeera strahlt eine Tonbandaufzeichnung aus, auf der angeblich die Stimme Saddam Husseins zu hören ist. Über die Echtheit des Tonbandes wird, wie in solchen Fällen üblich, spekuliert.

Deutschland: Der in Düsseldorf angeklagte 26-jährige islamische Extremist Abdallah gesteht, Anschläge auf jüdische Einrichtungen geplant zu haben, darunter das neue jüdisches Museum in Berlin und eine von einem Juden betriebene Diskothek in der Düsseldorfer Altstadt. Als Tatwaffe seien u.a. Handgranaten vorgesehen gewesen. In den vergangenen Tagen hatte er eingestanden, in Kabul in Afghanistan sowie in Jordanien den Umgang mit Sprengmitteln gelernt zu haben. Am 23.03.2003 war Abdallah festgenommen worden.

Palästina; Israel: Sieben Mitglieder palästinensischer Extremistenorganisationen werden von palästinensischen Sicherheitskräften verhaftet. Sie sollen in den vergangenen Tagen in antiisraelische Anschläge verwickelt gewesen sein, die der israelische Ministerpräsident Abbas verurteilt hatte. Gegen die Festnahme demonstrieren in Ramallah zahlreiche bewaffnete Palästinenser.

Kleine, aber wichtige Erfolge kultureller Völkerverständigung

Deutschland, Nordkorea, Südkorea: Ein nordkoreanisches Orchester gibt in der Bonner Universität ein Konzert gemeinsam mit einem südkoreanischen Kammerorchester. Es handelt sich dabei um Gegenbesuche für Auftritte deutscher Musikensembles in beiden Ländern im Rahmen von Initiativen des Goethe-Institutes. Ende 2003 soll außerdem in Pjöngjang in Nordkorea ein Goethe-Institut eröffnet werden, in dessen Lesesaal Zugang zu unzensierten Medien bestehen soll. Dies sei nach Angaben von Radio SWR 2 Ergebnis von vier Jahren Kulturpolitik nach Egon Bahrs Motto "Wandel durch Annäherung".

Ein NS-Vergleich als Auslöser deutsch-italienischer Verstimmungen auf Regierungsebene

Italien: Italiens Ministerpräsident Berlusconi hat sich nach eigenen Angaben in seinem gestrigen Telefonat mit dem deutschen Bundeskanzler Schröder nicht für seinen vorgestrigen Nazi-Vergleich entschuldigt. Er habe gegenüber dem deutschen Bundeskanzler Schröder lediglich sein Bedauern über den Vorfall im Europaparlament geäußert, als er den Abgeordneten Schulz als Idealbesetzung für den KZ-Aufseher in einem Film bezeichnete. "Wirbel machen mit Wortklauberei", muss ich spontan denken, und meine gestrige Assoziation mit kindischem Verhalten verstärkt sich. Berlusconi schließt weiterhin aus, sich für seine Äußerung zu entschuldigen.

Tübingen, 04.07.2003 - Peter Liehr

USA: Anlässlich des Unabhängigkeitstages der USA bekräftigt US-Präsident George W. Bush seine neue, Präventivschläge einschließende Doktrin gegen Terror.

Tübingen, Baden-Württemberg, Deutschland: "Irak: Verheerende medizinische Folgen eines 'sauberen chirurgischen Eingriffs' - Ein Land im Schock und Ausnahmezustand". Unter diesem Titel hält die Bielefelder Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie Dr. med. Angelika Claußen einen Vortrag im Rahmen ihrer Tätigkeit als stellvertretende Vorsitzende der Internationalen Ärzte für die Verhinderung eines Atomkrieges. Sie reiste im Januar und Mai dieses Jahres in den Irak und machte sich ein Bild über die medizinische Versorgung der Iraker sowie über die Politik der Besatzer. [19.30 Uhr, Neue Aula, Hörsaal 6]

Tübingen, 05.07.2003 - Peter Liehr

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