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Geschichte, Zeitgeschichte, Politik und Kultur chronologisch

Gedanken und Notizen zum Mittwoch, 29.12.2004

Bei meinen heutigen Eintragungen stütze ich mich vorwiegend auf Meldungen von Radio SWR 2 sowie auf das Heute-Journal im ZDF-Fernsehen.

Irak: Bei der durch Terroristen verübten Sprengung eines Hauses in Bagdad werden 29 Menschen getötet. sieben davon sind Polizisten, die in dem Haus eine Razzia durchführen wollen und nach Betreten des Gebäudes mit diesem verschüttet werden. Sechs weitere Häuser stürzen bei der Detonation ein. Bei Mossul kommen bei Kämpfen 25 Menschen um.

Sudan: Die UNO stoppt im Sudan die Hilfslieferungen des Welternährungsprogramms aufgrund dort wieder aufgeflammter Kämpfe.

Die Flutkatastrophe vom 26.12.2004 und ihre Auswirkungen

Anrainerstaaten des Indischen Ozeans; Deutschland: Die deutsche Entwicklungshilfe muss in den von der Flutkatastrophe vom 26.12.2004 betroffenen Gebieten neu geordnet werden, wo sie heutigen Einschätzungen nach um fünf bis sechs Jahre zurückgeworfen ist. Die Todesstatistik steigt und steigt indes. Mehr als 65 000 Menschen starben bei der Katastrophe nach Angaben aus den (mitteleuropäischen) Morgenstunden. Davon werden 21 000 Tote in Sri Lanka gezählt. Wiederum nur ein Zwischenstand, so ist zu befürchten, und so bestätigt es sich. Bereits um 10.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit werden insgesamt fast 70 000 Tote gemeldet, 32 000 davon in Indonesien, dem am schlimmsten betroffenen Land. Aus Indien werden zu dieser Zeit über 10 000 Tote gemeldet, in Thailand kommt es zu ersten Plünderungen.

Am Abend wird von Seiten des Roten Kreuzes offen die Befürchtung geäußert, die Anzahl der Toten könnte die Marke von 100 000 überschreiten. Wenige Stunden später werden bereits 80 000 Tote gemeldet. Mittlerweile getroffenen Einschätzungen zufolge wird das Ereignis als die hinsichtlich ihrer regionalen Ausdehnung größte bekannte Naturkatastrophe erachtet. Betrachtet man allein die Anzahl deutscher Opfer, anteilsmäßig im niedrigen Prozentbereich angesiedelt, so kann die Flutwelle bereits auch als die größte Naturkatastrophe betrachtet werden, die (ohne dass deutsches Territorium betroffen ist, wie mag man es formulieren?) Deutschland je getroffen hat. Es ist anzunehmen, dass es sich mit zahllosen anderen Ländern, aus denen Urlauberinnen und Urlauber in die Katastrophenregion reisten, ebenso verhält. Etwa 1 000 deutsche Urlauber werden noch vermisst, und es steht bereits fest, dass die Zahl der Opfer unter ihnen tief im dreistelligen Bereich liegen wird. Mittlerweile ist klar, dass zahlreiche Opfer schneller bestattet werden müssen, als sie identifiziert werden können. Wenigstens hastig aufgenommene Fotografien und Gewebeproben für spätere DNA-Analysen sind in einigen, wenn auch bei weitem nicht allen Fällen möglich. Im thailändischen Khao Lak und Phuket werden u.a. noch mehrere hundert Deutsche vermisst. In Sri Lanka werden Hilfsmaßnahmen durch bürokratische Hemmnisse behindert, die aufgrund des Bürgerkriegs bestehen.

Indien: 65 000 bei der Flutkatastrophe obdachlos gewordene Menschen sollen u.a. gegen Cholera, Hepatitis und Ruhr geimpft werden. Es besteht höchste Gefahr, dass aufgrund von Seuchen in den von der Katastrophe betroffenen Gebieten (nicht nur in Indien) durch Seuchen noch einmal dieselbe Anzahl an Menschen den Tod finden wird wie durch die Flutwelle selbst.

Indonesien: Die indonesischen Streitkräfte nehmen die Aushebung erster Massengräber in Angriff. Die Wiederaufbaukosten auf der Insel Sumatra werden auf etwa eine Milliarde US-Dollar geschätzt.

Ukraine: Mehrere tausend Juschtschenko-Anhänger blockieren in Folge der gestrigen Aufforderung durch den Wahlsieger den Amtssitz des ukrainischen Präsidenten, an dem sich nach wie vor der Wahlverlierer Janukowitsch aufhält. Dieser legt Beschwerde gegen das seiner Auffassung nach manipulierte Wahlergebnis bei der Wahlkommission ein. Eine von ihm eigentlich geplante Sitzung im Gebäude muss aufgrund der Blokade abgesagt werden.

Saudi-Arabien: Zwei Detonationen erschüttern die Hauptstadt Riad, eine davon nahe des Innenministeriums, eine andere in einer Rekrutierungseinrichtung der Armee. Mindestens ein Mensch kommt ums Leben. Von Verletzten ist des weiteren die Rede; es wird vermutet, dass Autobomben zu den Explosionen führten, was im Laufe des Abends bestätigt wird.

Tübingen-Bühl, 29.12.2004 - Peter Liehr

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