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Geschichte, Zeitgeschichte, Politik und Kultur chronologisch

Gedanken und Notizen zum Sonntag, 12.10.2014

Bei meinen heutigen Eintragungen stütze ich mich vorwiegend auf Meldungen von Radio SWR 2 und Deutschlandfunk .

Rottenburg am Neckar, 12.10.2014 - Peter Liehr

Bosnien-Herzegowina: Parlaments- und Präsidentschaftswahlen. 3,3 Millionen Menschen sind stimmberechtigt. Die nationalistisch-separatistischen Parteien sind erneut die Gewinner. Mulitethnische Parteien sind die Verlierer der Wahl.

Rottenburg am Neckar, 09.10.2014 und 13.10.2014 - Peter Liehr

Bolivien: Präsidentschaftswahl. Über 6 Millionen Bürgerinnen und Bürger sind zur Stimmabgabe aufgerufen. Offiziellen Umfragen zufolge ist Amtsinhaber Evo Morales der Favorit, er gewinnt die. Auch die Sitze in Senat und Abgeordnetenhaus werden heute neu vergeben.

Rottenburg am Neckar, 12.10.2014 und 13.10.2014 - Peter Liehr

Deutschland

Hessen

Frankfurt am Main

Frankfurt am Main, Hessen, Deutschland: Ende der Frankfurter Buchmesse. 270 000 Besucherinnen und Besucher kamen zur Messe, etwas weniger als 2013. Der Rückgang ist bei den Fachbesuchern zu verzeichnen, die Anzahl der sonstigen Besucer bleibt konstant.

Frankfurt am Main, Hessen, Deutschland: Verleihung des mit 25 000 Euro dotierten Friedenspreises des deutschen Buchhandels an den Schriftsteller und Informatiker Jaron Lanier gemäß Bekanntgabe am 05.06.2014. Der 54-jährige Lanier, Schöpfer des Begriffs "Virtuelle Realität", wies auf die Risiken der digitalen Kommunikationsmittel für die individuelle Freiheit hin. Der Präsident des Europaparlaments Martin Schulz (SPD) fordert in seiner Laudatio für Lanier eine Charta digitaler Rechte. Welche Vision der digitalen Zukunft sich durchsetze, sei eine Frage des Friedens, so Schulz. Zu Anfang seiner Dankesrede würdigt Jaron Lanier den von Martin Schulz bereits zitierten, jüngst verstorbenen Frank Schirrmacher als eine Stimme, die uns fehlen werde. Er geht zunächst auf Probleme der nicht-virtuellen Welt ein, u.a. auf unsere Unfähigkeit, mit dem Klimawandel und die Spiralen von Bevölkerungszu- und -abwanderung umzugehen und für die Neige der fossilen Brennstoffe vorzusorgen. Später betont er, dass wir einst Bücher vor den Flammen von Bücherverbrennungen retteten, dass nunmehr heute das Lesen eines E-Books zu einer Überwachung unseres Leseverhaltens durch den Anbieter führe, und spitzt folgendermaßen zu: "Was ist besser für ein Buch: Ein Spionagegerät zu sein oder Asche?" Bücher hätten uns immer geholfen, uns vor den Problemen zu retten, die wir uns aufgehalst haben. Jetzt müssten wir uns angesichts der neuen Formen von Büchern selbst retten. Lanier warnt vor dem im Menschen vorhandenen "Rudelschalter", dem Kippen hin zur Clan-Identität, und erläutert folgendermaßen: Wir gehören zu einer Spezies, die als Individuum und als Rudel funktionieren kann. Das Internet als Medium, "das Flashmobs auslösen und regelmäßig virale Trends schaffen kann", ängstigt Lanier, der Stammesgefühl als vielleicht eine der größten unserer Sünden betrachtet. Lanier warnt davor, Loyalität zum Rudel mit Tugend zu verwechseln. Er macht darauf aufmerksam, dass derzeit Algorithmen in mächtigen Programmiercodes nach und nach die Arm-Reich-Spaltung erhöhten und die Großserverbetreiber als Mitglieder der Gruppe der Reichsten der durch die Neuen Medien reich Gewordenen sich in Phantasien ergingen, Methoden zur Erreichung von Unsterblichkeit zu entwickeln. Zugleich meint er, er sei kein Gegner großer Konzerne, sondern befürworte diese durchaus. Er selbst habe ein Start-Up-Unternehmen an Google verkauft und habe derzeit eine Forschungsstelle bei Microsoft inne. Innerhalb solcher Großkonzerne wie auch in der Gesellschaft demokratische Strukturen zu schaffen, ohne dass elektronische Wahlmethoden aus der Demokratie eine sich selbst untergrabende Spielwiese machten, ist für Lanier essenziell. Demokratie werde andernfalls an Technologiefirmen outgesourct. Er spricht sich für eine Wirtschaft mit einer breiten Mitte aus, die Verteilungskurve des Spektrums zwischen Groß- und Kleinunternehmen soll sich seinem Wunsch nach als Glockenkurve gestalten. Die Wirtschaft solle weder ein Turm der Vorherrschaft der Großkonzerne sein, noch ein Salzsee gleichmacherischen Kleinbleibens. Genau zu beobachten gelte es, wer die Macht von Konzernen wie Facebook erben wird. Auch angesichts der schillernden Vielfalt möglicher Formen der Meinungsäußerung über das Internet - eine Meinung über die Internet-Welt abzugeben sei wie ein Wassertropfen aus einer Pipette auf einen Bürgersteig bei Sturzregen - ist es Lanier wichtig, dass nach wie vor gedruckte Bücher auf den Markt kämen, sich das Internet nicht nur - als Medium und Botschaft zugleich - selbst referenziere, sondern dass auch noch jenseits der digitalen Welt geschrieben und gelesen, also in längerer Form eine Meinungsauseinandersetzung gepflegt werden könne durch angesichts unserer kurzer Leben viel zwischen Autor und Leser geteilter Zeit. Lanier stellt deutlich dar, in welchem Ausmaß automatische Übersetzungsprogramme das Werk echter Übersetzer abscannen, und wie sehr solche Programme der Übersetzer bedürfen und auch weiterhin bedürfen werden. Berufsgruppen wie Übersetzer seien geprägt von sehr intelligenten Menschen, die sich sehr dumm verhielten, so Lanier, der fordert, dass gute technologische Leistungen sowohl den Wohlstand als auch die Würde der Erbringer verbessern müssten, beides gleichzeitig. Die aus der Dritten Welt übernommene, durchaus gute Seiten aufweisende Sharing Economy blendet Lanier zufolge die Tatsache des Älterwerdens des Menschen als dessen grundlegend-banale conditio humana aus. Man könne nicht immer singen, wenn man etwas essen müsse. Insgesamt ruft Lanier zu einem kritischen Umgang mit dem Internet auf. Der Mensch müsse immer über dem Computer und dem Internet stehen, das nicht zur einzigen Plattform der Kommunikation werden dürfe. Lanier beendet seine Rede mit einem emotional anrührenden Rückblick auf die vielfach tragischen Schicksale seiner Herkunftsfamilie im Nationalsozialistismus. Er plant, das mit dem Friedenspreis verbundene Preisgeld zu nutzen, um sich für ein demokratischeres und gerechteres Internet einzusetzen und auf die im Internet lauernden Gefahren hinzuweisen.

Rottenburg am Neckar, 05.06.2014 und 12.10.2014 - Peter Liehr

Schwäbisch Gmünd, Baden-Württemberg, Deutschland: Ende der Bundesgartenschau, die am 30.04.2014 eröffnet wurde.

Rottenburg am Neckar, 30.04.2014 - Peter Liehr

Oranienburg-Sachsenhausen, Sachsen-Anhalt, Deutschland: Einweihung eines Denkmals für 37 ermordete deutsche und französische Widerstandskämpfer, die am 11.10.1944 im Konzentrationslager Sachsenhausen von der SS getötet wurden, nachdem die SS im Lager eine Rundfunkübertragungsstelle fand.

Rottenburg am Neckar, 12.10.2014 - Peter Liehr

Texas, USA: In den USA wird ein zweiter Ebola-Fall identifiziert. Eine Pflegekraft hat sich infiziert, die an der Behandlung des ersten Ebola-Patienten beteiligt war. Die Pflegerin soll alle Sicherheitsvorkehrungen eingehalten und Schutzkleidung getragen haben.

Kairo, Ägypten; Palästina: Fortsetzung der Palästina-Geberkonferenz, auf der in Kairo über 50 Staaten und Organisationen versammelt sind. Insgesamt sollen Hilfszusagen in Höhe von über 1,5 Milliarden Euro gemacht worden sein. Qatar sagt mit 850 Millionen Euro den größten Beitrag zu. Die EU sagt 450 Millionen Euro Wiederaufbauhilfe, die USA sagen 168 Millionen Euro zu. Deutschland sagt ein über die EU-Mittel hinausgehendes Wiederaufbau-Engagement in Palästina zu. Der deutsche Bundesaußenminister Frank Walter Steinmeier sagt, der Gazastreifen dürfe jedoch von der Hamas und anderen Organisationen nicht mehr als Waffenlager missbraucht werden. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verspricht eine vollständige Transparenz über die Mittelverwendung. Er meint, 3,1 Milliarden US-Dollar seien für den Wiederaufbau des Gazastreifens vonnöten. Über 2 100 Palästinenser und rund 70 Israelis fielen dem jüngsten Krieg zwischen Israel und der Hamas zum Opfer.

Russland; Ukraine; Nordatlantikpakt: Russlands Präsident Vladimir Putin befiehlt den Rückzug russischer Truppen aus der russsich-ukrainischen Grenzregion an. Rund 17 600 Soldaten sollen bereits damit begonnen haben, das Gebiet zu verlassen. Die NATO teilt mit, sie werde die Berichte prüfen.

China

Peking, China: Die chinesische Polizei löst ein in einem Pekinger Hotel anberaumtes Treffen von Anwälten auf, die es sich zur Aufgabe machten, das Rechtssystem zu überwachen. Die Polizisten sollen die Teilnehmer des ursprünglich bis morgen angesetzten Treffens mit einem Bus an eine weit entfernte Stelle in Peking gefahren haben.

Hongkong, China: Der Chef der Hongkonger Regionalregierung Long erteilt Hoffungen demonstrierender Studierender auf eine Direktwahl der Hongkonger Regionalregierung eine Absage. Die Chancen, dass die Zentralregierung in Peking ihre Wahlreform revidierten, lägen bei Null, so Long, der auch einen Rücktritt ablehnt.

Die Terrormiliz "Islamischer Staat"

Türkei; Syrien: Die türkische Regierung lehnt Forderungen nach einem Hilfskorridor in die nordsyrische Stadt Kobane ab. Diese Forderung ist nach Angaben des türkischen Außenministers unrealistisch.

Irak: An einem dreifachen Selbstmordanschlag im Nordirak, dem mindestens 26 Menschen zum Opfer fielen, soll Angaben der Terrormiliz "Islamischer Staat" zufolge ein deutscher Islamist beteiligt gewesen sein.

Rottenburg am Neckar, 12.10.2014 - Peter Liehr

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