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Geschichte, Zeitgeschichte, Politik und Kultur chronologisch

Gedanken und Notizen zum Sonntag, 12.10.2003

Bei meinen heutigen Eintragungen stütze ich mich vorwiegend auf Meldungen von Radio Deutschlandfunk.

Tübingen, 12.10.2003 - Peter Liehr

Friedenspreis des deutschen Buchhandels für Susan Sontag

Frankfurt am Main, Hessen, Deutschland: Im Rahmen der Buchmesse wird in der Frankfurter Paulskirche der 70-jährigen Schriftstellerin, Kulturtheoretikerin und prominenten Kritikerin der US-amerikanischen Irakpolitik Susan Sontag (16.01.1933-28.12.2004) der mit 15 000 Euro dotierte Friedenspreis des deutschen Buchhandels verliehen. Nach Angaben des Börsenvereins des deutschen Buchhandels wird der Preis damit an eine Persönlichkeit verliehen, die durch ihren Einsatz in Politik, Wissenschaft und Literatur zur Verbreitung des Friedensgedankens beigetragen habe. In einer Welt der gefälschten Bilder und der verstümmelten Wahrheiten trete sie für kritisches Denken ein.

Susan Sontag kritisiert in ihrer Preisrede in der Frankfurter Paulskirche die US-Außenpolitik und wirft US-Präsident George W. Bush Imperialismus vor. Es sei ihrer Meinung nach außerdem kaum zu glauben, dass es ausgerechnet den Deutschen zum Vorwurf gemacht werde, dass sie sich vom Krieg abgewandt hätten. Sontag hat mit der Kriegsgegnerschaft der deutschen Regierung und weiter Kreise der deutschen Bevölkerung keine Probleme, auf Deutschland und Europa bezogen macht ihr eher Folgendes Sorgen: Hier in der westlichen, reicheren "Hemisphäre" Europas seien antiamerikanische Gefühle derzeit in bedenklich deutlichem Maße vorhanden, sie hätten stark zugenommen. Sontags jüngstes in deutscher Sprache erschienenes Buch trägt den Titel Das Leiden anderer betrachten.

Preisverleihung ohne offizielle US-Vertreter

Der Botschafter der USA in Deutschland bleibt, wie er bereits im Juni dieses Jahres ankündigte, dieser 54. Verleihung des Friedenspreises fern, auch sonst nehmen keine offiziellen Repräsentantinnen und Repräsentanten der Vereinigten Staaten an der Preisverleihung teil.

In den aufgeführten Einzelheiten, die ich mitbekommen und hier vermerkt habe, teile ich Susan Sontags Auffassungen. Leider hatte ich keine Zeit, ihre Vorträge und Lesungen während der am 23.06.2003 begonnenen Tübinger Poetik-Dozentur zu verfolgen und konnte mir so keinen "Live"-Eindruck von ihren Haltungen verschaffen. Auf den eigenen, den deutschen und europäischen Blickwinkel bezogen halte ich Sontags Verweis auf Sorgen bereitende antiamerikanische Tendenzen für ungemein wichtig. Mit solchen feindseeligen Entwicklungen ist wirklich niemandem ernsthaft gedient, meine Einträge z.B. vom 29.10.2002 bleiben - leider - relevant, wenngleich man nach Möglichkeit versuchen sollte, zwischen amerikakritischen und antiamerikanischen Haltungen und Äußerungen zu unterscheiden.

Tübingen, 17.06.2003 und 12.10.2003 - Peter Liehr

Beirut, Libanon; Iran: Die Zeitung "The Daily Star" aus Beirut lobt die diesjährige Verleihung des Friedensnobelpreises an die iranische Rechtsanwältin und Menschenrechtsaktivistin Ebadi am 10.10.2003. Sie sei nicht wegen ihrer iranischen Herkunft, sondern wegen ihres universellen Humanismus ausgezeichnet worden.

Bolivien: In Bolivien werden bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei zwei Menschen getötet. Seit Wochen demonstrieren die bolivianischen Gewerkschaften. Sie wollen damit den Rücktritt des Präsidenten erwirken und den Bau einer Ölpipeline nach Chile verhindern.

Irak: Heute kommt es wieder zu einem Anschlag auf US-Soldaten im Irak, wieder gibt es Tote. Die US-Regierung kritisiert den Selbstmordanschlag als heimtückische Tat. Nach US-Angaben sprengen sich zwei Attentäter mit ihren Fahrzeugen vor einem Hotel in die Luft, in dem neben US-Militär- und -Sicherheitskräften auch Mitglieder des irakischen Regierungsrates untergebracht sind. Mindestens acht Menschen werden getötet und an die 40 verletzt. Eine bislang unbekannte irakische Untergrundorganisation kündigt zudem die Ermordung aller mit den USA assoziierten Kräfte im Irak an.

Israel-Palästina-Konflikt: Der palästinensische Ministerpräsident Kurei kündigt seine Rücktritt an. Er werde die Übergangsregierung nur noch bis zum Ende des 30-tägigen Ausnahmezustandes führen. Kompetenzstreitigkeiten zwischen ihm und Arafat sind der Grund für seinen Schritt. Arafat lehnt den von Kurei ausgewählten palästinensischen Innenminister Yussef ab.

Tübingen, 12.10.2003 - Peter Liehr

Israel; Palästina; Deutschland: Auf einer Teilseite der Internetpräsenz der Botschaft des Staates Israel in Berlin wird zum Thema Sicherheitszaun zwischen Israel und der West Bank Stellung bezogen.

Tübingen, 08.12.2003 - Peter Liehr

Kuweit: Kuweit gesteht Frauen künftig das aktive wie passive Wahlrecht auf kommunaler Ebene zu. Auf nationaler Ebene blockiert das Parlament Vorstöße dieser Art weiterhin.

Tübingen, 12.10.2003 - Peter Liehr

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